Sacre 2 x 2

Das Tonhalle-Orchester Zürich und das Sinfonieorchester Basel mit neuen Aufnahmen des Jahrhundertwerks und einem jeweils anderen Plus.

Le Sacre du printemps, Sirolo 2009. Foto: Andrea Balducci, flickr commons,Tonhalle-Orchester Zürich,Tonhalle-Orchester Zürich,Sinfonieorchester Basel,Sinfonieorchester Basel,Sinfonieorchester Basel,Sinfonieorchester Basel

Am 29. Mai 2013 jährte sich die Uraufführung von Strawinskys Ballett Le Sacre du printemps zum hundertsten Mal. Nun liegen gleich zwei hörenswerte Neueinspielungen des einstigen Skandalstücks von Schweizer Sinfonieorchestern aus Zürich und Basel vor – und beide haben etwas Besonderes zu bieten.

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David Zinman hat im Archiv der Paul-Sacher-Stiftung das Autograf der ursprünglichen Version gefunden, die sein Lehrer Pierre Monteux 1913 in Paris dirigiert hatte. Auf der Zürcher Doppel-CD mit ausführlichem Booklet wird die Urfassung der vom Komponisten im Jahr 1967 autorisierten finalen Fassung gegenübergestellt. In einem aufschlussreichen Gespräch mit dem Journalisten Andreas Müller-Crepon erläutert Zinman die Unterschiede, die vor allem die Instrumentation betreffen. Es sind allerdings fast nur Feinheiten, die die Urfassung von der überarbeiteten abheben. Der Beginn auf dem enger mensurierten französischen Fagott statt auf einem deutschen gehört da schon zu den auffälligeren – fast wie ein Sopransaxofon klingt das Instrument. Der veränderte Abstieg der Linie bei der Themenwiederholung war offensichtlich ein Schreibfehler Strawinskys. Insgesamt erscheint die Frühfassung etwas weniger brutal. Die Farbmischungen sind subtiler. Die Achtel der Streicher beim Tanz der jungen Mädchen werden mit wechselndem Strich musiziert, was die Härte ein wenig abschwächt – aber das sind Nuancen. In David Zinmans kraftvoller Interpretation gleicht Le Sacre du printemps in beiden Versionen einer Farbexplosion. Die archaische Rhythmik wird mit grossem Atem zelebriert.

Stravinsky: Sacre x 2 (1913 Reconstruction + 1967 Final Version). Tonhalle-Orchester Zürich; David Zinman, Leitung. RCA Red Seal 88843095462 (2 CDs)

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Jeu des cités rivales 1913
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Jeu des cités rivales 1947/67
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Auch das Sinfonieorchester Basel bringt unter der Leitung von Dennis Russell Davies Strawinskys unerhörte Musik sinnlich und plastisch zum Klingen. Das Spiel der Entführung im ersten Teil trägt animalischen Charakter. Beim Tanz der Erde sind im gewaltigen Orchestertutti noch die filigranen Figuren von Violinen und Trompeten hörbar. Nur bei gemeinsamen Einsätzen von Bläsern und Streichern leidet gelegentlich die Präzision. Und der Nachhall von Pauken und Grosser Trommel wirkt insgesamt zu massiv. Die Fassung für vierhändiges Klavier, die hier als Bonus dazugegeben wird, zeigt, wie einfach Strawinsky manches Mal aus Ostinati und Repetitionen das komplexe Werk gebaut hat. Aber sie ist eher für Musikwissenschaftler interessant, da die Ballettmusik gerade über die Instrumentation und die verschiedenen Klangfarben ihren Reiz für den Zuhörer entfaltet. Im Fortissimo klingt der von Dennis Russel Davies und Maki Namekawa gespielte Flügel hart und forciert. Die verstörende, rhythmische Wucht des Orchesterklangs ist hier nicht zu erahnen.

Igor Stravinsky: Le Sacre du printemps (Version für Orchester und für Klavier zu vier Händen). Sinfonieorchester Basel; Dennis Russell Davies, Leitung und und Klavier; Maki Namekawa, Klavier. SOB 06 (2 CDs)

Die Aufnahme wurde von Pizzicato mit dem Supersonic-Preis ausgezeichnet und ist für den ICMA Music Award 2015 nominiert.

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