Christian Spitzenstaetter wird neuer Präsident der ISCM Switzerland
Auf den 1. Juli 2025 wurde das Mandat der ISCM Switzerland von der SGNM/SSMC auf die Schweizer Musikedition SME/EMS übertragen. In seiner Funktion als Präsident der SME übernimmt Christian Spitzenstaetter von Javier Hagen das Präsidium der ISCM Switzerland.

Die ISCM Switzerland ist die Schweizer Sektion der ISCM (International Society for Contemporary Music) und besteht seit deren Gründungsjahr 1922. Sie ist damit eine der weltweit ältesten ISCM-Landessektionen. Ihre Gründung verdankt sie dem Dirigenten Hermann Scherchen und seinem damaligen Arbeitgeber, dem Winterthurer Mäzenen Werner Reinhart. Ihr erster Präsident war der Komponist und damalige Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich, Volkmar Andreae (1879–1962). 1922–1995 wird das Mandat der ISCM Switzerland vom Schweizerischen Tonkünstlerverein STV/ASM geführt, 1995–2025 von der SGNM/SSMC, der Schweizerischen Gesellschaft für Neue Musik.
Ab 2025 übernimmt die Schweizer Musikedition SME/EMS das Mandat der ISCM Switzerland. Auf Volkmar Andreae folgten im Präsidium in chronologischer Reihenfolge Hans Ehinger (1934, ad interim), Paul Sacher (1935), Samuel Baud-Bovy (1955), Paul Müller (1960), Constantin Regamey (1963), Hermann Haller (1968), Julien François Zbinden (1973), Francis Travis (1974), Fritz Muggler (1978), Jean-Luc Darbellay (1995), Max E. Keller (2007), Nicolas Farine (2010), Javier Hagen (2014) und Christian Spitzenstaetter (2025).
Zur Geschichte der ISCM und ihrer World New Music Days
Die International Society for Contemporary Music ISCM ist eine der bedeutendsten musikkulturellen Gesellschaften der Welt und geht – vor dem Hintergrund des Völkerbundes – auf eine Initiative der Zweiten Wiener Schule während der Salzburger Festspiele 1922 zurück. Zu ihren Gründungsmitgliedern gehörten unter anderen die Komponisten Bartók, Hindemith, Honegger, Milhaud, Ravel, Berg, Schönberg, Strawinsky und Webern. Im deutschen Sprachraum ist die Organisation eher als IGNM, Internationale Gesellschaft für Neue Musik, bekannt.
An der diesjährigen Generalversammlung in Lissabon wurde der langjährige Vizepräsident Frank J. Oteri neu zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt. Er ist der erste US-amerikanische ISCM-Präsident und folgt auf die scheidende Neuseeländerin Glenda Keam, die das Amt seit 2019 innehielt. Zur neuen Vizepräsidentin rückte Rebecca Diependaele (Belgien) nach, und neu in den ISCM-Vorstand wurde Deborah Keyser (Wales) gewählt. Die weiteren ExCom-Mitglieder sind wie bisher Magnus Bunnskog (Schweden) und Chialin Pan (Taipei). Die Delegierten ernannten zudem zwei Komponistinnen zu Ehrenmitgliedern: die Schwedin Karin Rehnquist (*1957) und die Belgierin Jacqueline Fontyn (*1930).

Die ISCM organisiert die alljährlich in einem anderen Land stattfindenden Weltmusiktage (ISCM World New Music Days WNMD). Sie dauern zwischen ein und zwei Wochen und gestalten sich in jedem Land verschieden. Gemeinsam und konstant ist ihnen jedoch, Kompositionen aller Mitgliedländer gleich stark und demokratisch vertreten zu haben, was die Festivalprogramme immer in einem weltweit einmaligen Spannungsfeld zwischen internationalen Spitzenpositionen und dem Abbild der globalen Vielfalt der Neuen Musik ansiedeln. Die Schweizer IGNM-Sektionen organisierten seit der Gründung der ISCM im Jahre 1922 insgesamt sechsmal die ISCM-Weltmusiktage: 1926 (Zürich), 1929 (Genf), 1957 (Zürich), 1970 (Basel), 1991 (Zürich) und 2004 – unter dem Motto «Trans_it» – in der ganzen Schweiz.
Die diesjährigen ISCM WNMD fanden vom 30. Mai bis 7. Juni in Portugal unter dem Motto «Thirst for Change» statt. Die insgesamt 23 Konzerte in Lissabon und Porto deckten 14 Kategorien ab. Die künstlerische Leitung des Festivals oblag Miguel Azguime.
Neue Werke für 2026 gesucht
Die nächsten ISCM WNMD finden 2026 in Rumänien statt. Die Ausschreibung für einzureichende Werke ist bereits offen und schliesst auf den 1. Oktober 2025. Bewerben können sich KomponistInnen ohne Alters- und Herkunftsbeschränkungen in zwei Kategorien: Open Submissions (für alle offen) und/oder über die Eingaben der ISCM Mitgliedersektionen.
Christian Spitzenstaetter (*1994) stammt aus Wörgl, Österreich, und ist Klarinettist, Komponist und Dirigent. Ab 2013 studiert er an der HKB in Bern bei Ernesto Molinari, 2014 gründet er das Orchester KOMP.ART, das sich aus befreundeten Musik-Studierenden aus verschiedenen Ländern Europas zusammensetzt. Im März 2016 wird er vom Mozarteum Orchester Salzburg für zwei Konzerte als Dirigent engagiert. Spitzenstaetter lebt in Bern, arbeitet im Moment unter anderem als Assistent der Studiengangsleitung an der HKB und ist ebenfalls der aktuelle Präsident der Schweizer Musikedition SME/EMS.
Transparenzhinweis: Der Autor hat Text und Bild kostenfrei zur Verfügung gestellt. Redaktion: SMZ
Der Text wurde am 3. Juli 2025 um weitere Informationen ergänzt zur ISCM-Generalversammlung und die ISCM WNMD 2025.