Auf den Spuren afghanischer Musiktradition

Nach 100 Jahren wird afghanische Musik erstmals in Konzerten wieder hörbar gemacht: Das Safar-Projekt präsentiert Aufnahmen afghanischer Musik, die unter Mitwirkung eines Kriegsgefangenen in Deutschland während des Ersten Weltkriegs entstanden.

Das Safar-Ensemble (Foto: Oliver Potratz)

Bei diesem musikhistorisch bedeutsamen Fund handelt es sich um Aufnahmen des afghanischen Sängers Abdul Kadir Khan, die im sogenannten «Halbmondlager» entstanden und von deutschen Forschern für ethnologische und linguistische Forschungszwecke mit der damals neuartigen Grammophon-Technik aufgenommen wurden. Das Halbmondlager wurde als Kriegsgefangenenlager, in dem vorwiegend muslimische Kriegsgefangene inhaftiert waren, in Wünsdorf bei Berlin errichtet.

Die 1916 produzierten Aufnahmen entdeckten Forscher des Afghanistan Music Research Centres (AMRC) der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar in den akustischen Sammlungen des Lautarchivs der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie wurden wieder zurück nach Afghanistan gebracht und dort mit afghanischen Meistermusikern und dem türkischen Sufi-Meister Kudsi Erguner einstudiert.

Zu hören sein werden die Resultate an zwei Konzerten: am 10. September in der Alten Oper in Frankfurt a. M. und am 12. September im Festsaal Fürstenhaus der Weimarer Musikhochschule. Im Anschluss wird das Safar-Ensemble mit dieser besonderen Musik im afghanischen Fernsehen in Kabul auftreten.

Im Projekt Safar (zu Deutsch: Reise) arbeiten seit nunmehr fünf Jahren afghanische und deutsche Musikerinnen und Musiker zusammen, um die afghanische Musikkultur zu bewahren und an eine neue Generation weiterzugeben. Es ist ein Projekt des Lehrstuhls für Transcultural Music Studies der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Die Safar-Forscher kooperieren dabei eng mit dem Afghanistan National Institute of Music (ANIM) in Kabul.

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