Der SJC schärft sein Profil

Der Schweizer Jugendchor steht vor seiner 25. Saison und will seine Identität und Ausstrahlung noch gezielter herausarbeiten. Bei einem Anlass in Bern wurden Mittel und Ziele vorgestellt.

Mitglieder des SJC. Foto: Ruben Ung

Bei seiner Gründung vor bald einem Vierteljahrhundert war der Schweizer Jugendchor SJC weit und breit allein mit seinen Sängerinnen und Sängern zwischen 16 und 26 Jahren und seiner Ausrichtung über Kantons- und Sprachgrenzen hinweg. In der Zwischenzeit ist aber eine ganze Reihe von Gesangsensembles mit jungen Leuten entstanden, zum Teil auch ausgehend von ehemaligen SJClern. Diese Entwicklung ist an sich sehr erfreulich, zwingt den SJC aber, sein Profil zu schärfen, um als einzigartiges Ensemble wahrgenommen zu werden. So hat sich der Chor zum 25. Geburtstag nicht nur einen neuen Auftritt (Farben, Logo, Web) erarbeitet, sondern auch die Repertoire-, Leitungs- und Besetzungsgrundsätze neu geregelt.

Nicolas Fink, der künstlerische Leiter, zeigte auf, dass es für eine kontinuierlich hohe Qualität besser sei, langfristig und langsam Repertoire zu erarbeiten, statt wie bisher in einem Saisonbetrieb Stücke zum Teil rasch zur Aufführung bringen zu müssen. Fink, der Hauptleiter des Chores, wird unterstützt von zwei Chorassistenten und Gastdirigenten für bestimmte Repertoiresegmente. Freie Plätze im rund 50-köpfigen Chor sollen künftig unter Mitsprache des jeweiligen Registers besetzt werden, um den Zusammenhalt zu stärken.

Das Repertoire soll noch konsequenter in Richtung «Swissness» gelenkt werden: Schweizer Komponisten, Schweizer Volkslieder, Meisterwerke der Chorliteratur aus U- und E-Musik. Für die Jubiläumsproduktion 2019, eine CD mit Schweizer Volksliedern, werden junge Chorleiterinnen und Chorleiter aus verschiedenen Regionen mitarbeiten: Marco Amherd, Daniela Beltraminelli, Christian Klucker, Dominique Tille und Fabien Voléry.

Beim Fundraising-Lunch im Berner Lokal Du Nord gab es neben einigen Lied-Leckerbissen des Chores auch zwei Kurzreferate. Myriam Schleiss, Leiterin des Dienstes «Kulturelle Teilhabe» beim Bundesamt für Kultur, das den SJC unterstützt, sprach über die fördernde Wirkung gemeinsamen Singens beim Sprachenlernen. John Holloway, Geiger, Dirigent und Lehrer, der bei der Einstudierung des Mozart-Requiems mit dem Schweizer Jugendchor zu tun gehabt hatte, betonte, dass nur wenige Chormitglieder eine musikalische Karriere anstrebten, und das sei auch gut so. Als Mitglied zahlreicher Jurys wisse er, dass Wettbewerbe Interpreten hervorbrächten, die sich an Wettbewerben gut verkauften. Gleichbedeutend mit einem musikalischen und sozialen Erlebnis sei das nicht.
 

Das könnte Sie auch interessieren