Naturjodel wird zum Studienobjekt

Das Roothuus Gonten und die Hochschule Luzern (HSLU) führen eine musikkognitive
Studie zum Appenzeller und Toggenburger Naturjodel durch. Im Zentrum stehen die Analyse einer Sammlung von 1400 Naturjodel und eine Umfrage unter aktiven Jodlerinnen und Jodlern.

Alpabfahrt/Sennenball in Wasserauen AI, 1926 (Bildarchiv des Roothuus Gonten)

Die Untersuchung hat zum Ziel, Naturjodel aus der Region rund um den Alpstein musikkognitiv und musikethnologisch zu beleuchten. Das Forschungsteam möchte Aufschlüsse dafür liefern, wie diese grosse Anzahl von Naturjodel wahrgenommen, unterschieden, verinnerlicht und von einer Person zur nächsten weitervermittelt wird. Dies ist laut Raymond Ammann von der HSLU angesichts der grossen Menge an Jodelmelodien sowie der fast ausschliesslich mündlichen Überlieferung bislang nicht zu erklären».

Daher gehen die Forscherinnen und Forscher unter anderem der Frage nach, welche musikalischen Eigenschaften – Melodielinien, rhythmische Strukturen, Harmonien, Klangfarben und so weiter – dafür verantwortlich sind, dass sich Jodlerinnen und Jodler an eine bestimmte Melodie erinnern können. Ebenso soll untersucht werden, unter welchen Umständen ein Naturjodel als Variante einer bereits bekannten Melodie oder als eine eigenständige Form im Gedächtnis gespeichert wird.

Basis des dreijährigen, vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Forschungsprojekts ist die Sammlung von rund 1400 notierten Naturjodel und Tondokumenten des Roothuus Gonten. Diese Sammlung ist in einer Datenbank erfasst, die der Appenzeller Volksmusiker und Lehrer Erwin Sager zusammengestellt hat. Die Musikanalyse der Hochschule Luzern wird durch Literaturrecherchen sowie zahlreiche individuell geführte Gespräche mit aktiven Jodlerinnen und Jodlern ergänzt. Die Ergebnisse der Forschung werden im Sommer 2021 in Form eines Buches und eines Dokumentarfilms publiziert.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter: www.hslu.ch/naturjodel

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