25 Jahre Mus-e

Vom 28. bis 30. Oktober 2018 wurde im Rahmen einer internationalen Konferenz begleitet von Konzerten die Erfolgsgeschichte von Mus-e gefeiert. Das Berner Projekt hat bislang über eine Million Schulkinder erreicht.

Werner Schmitt, Anna-Magdalena Linder, Marianne Poncelet (s. unten). Fotos: © maust.ch,SMPV

Im abschliessenden, offiziellen Teil der dreitägigen Konferenz überbrachten Franziska Teuscher, Gemeinderätin und Direktorin für Bildung, Soziales und Sport der Stadt Bern, sowie Hans Ulrich Glarner, Vorsteher des Amtes für Kultur des Kantons Bern, Glückwünsche des «Geburtsorts». Mus-e wurde 1993 in der Berner Muesmatt-Schule erstmals erprobt. Initiiert hatte das Programm Yehudi Menuhin, der berühmte Violinvirtuose (1916–1999). Werner Schmitt, Cellist, ehemaliger Direktor des Konservatoriums Bern und Mitbegründer von Mus-e, konnte dem Publikum an dieser Jubiläumsveranstaltung einen kleinen Filmausschnitt zeigen von dem Treffen in Gstaad, als er zusammen mit Menuhin, mit Marianne Poncelet, Ernst W. Weber und weiteren Fachleuten aus zehn Ländern die Richtlinien ausarbeitete.

Die damalige Vision ist heute in zwölf europäischen Ländern und in Israel für Tausende von Schulklassen Wirklichkeit. Mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler haben dank Mus-e ihr kreatives Potenzial entwickeln können.

Mus-e bringt die Künste in die Schulen: Während jeweils zwei Jahren sind Kunstschaffende aller Sparten wie Musik, Theater, Video-Kunst oder Tanz in einer Schulklasse präsent, und zwar vorwiegend in Primarschulen mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund. Zwei Lektionen pro Woche innerhalb des obligatorischen Stundenplans arbeiten professionelle Kunstschaffende gemeinsam mit den zuständigen Lehrpersonen in der Klasse. Alle sechs Monate wechselt die Kunstform.

Ein altes, aber sehr vitales Paar

Jürgen Oelkers, emeritierter Professor für Allgemeine Pädagogik an den Universitäten Bern und Zürich, vertiefte die Feierstunde mit einem Vortrag zum Thema: «Education and Music: An Old Couple». Er legte dar, dass Bildung und Musik in der Antike nicht nur eng verbunden waren, sondern dass der Musik im Bildungskanon eine herausragende Stellung zukam. In der heutigen öffentlichen Schule sei Musik ein Randfach, und es brauche kreative Lösungen, um unter diesen Bedingungen guten Unterricht zu bieten. Sie sei aber unverzichtbar. «Bildung, der Musik fehlt, ist keine. Der Grund ist seit den Griechen bekannt, es ist die Musik, die das innere Gleichgewicht des Menschen bestimmt und so die intellektuellen Kräfte zusammenhält.»

«Musikalische Bildung», führte Oelkers weiter aus, sei «eine lebenslange Herausforderung, die die Schule nicht beschliesst, sondern öffnet.» Den Musikunterricht an öffentlichen Schulen wertete er als «klar unterdotiert» und regte an, in Kooperation mit örtlichen Musikschulen Nachmittage oder Wochenende dem Musizieren zu widmen und alle Kinder daran teilhaben zu lassen. Nichts zu unternehmen bedeute eine «Zunahme des musikalischen Analphabetismus, die vielleicht schlimmste Bildungslücke, die es gibt». 

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Jürgen Oelkers bei seinem Vortrag


Bild oben von links: Werner Schmitt, Mitbegründer Mus-e, Anna-Magdalena Linder, Präsidentin Verein Mus-e Schweiz/Fürstentum Liechtenstein, Marianne Poncelet, Mitbegründerin Muse-e

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