Rück- und Ausblicke

In dieser Ausgabe werfen die Schweizer Musikhochschulen individuelle Blicke zurück: was waren Höhepunkte und besondere Momente im laufenden Jahr, und was ist geplant, vorgesehen und erhofft im 2018.

Luzern: Richtung Südpol

In Luzern geht’s Richtung Zukunft. An der Gegenwart wird gleichzeitig hart gearbeitet. Es ist wie bei guter Musik: Das Lineare krümmt sich, das Vergangene kommt erst, das Zukünftige ist schon vorbei. Sich erinnernd hört man voraus. Nach vorne schauen wir auf unseren Bauplatz am Luzerner-Südpol, dem neuen Luzerner Campus für die Musik. Erstmals Jazz, Kirchenmusik, Forschung, Volksmusik, Pädagogik, Performance, Klassik, Schulmusik und alles, was dazwischen ist, unter einem Dach, in neuen Räumen, im kreativen Chaos. Daraus soll die Kultur einer zeitgemässen Musikhochschule entstehen. Das Künftige ausdenkend beschäftigen wir uns mit Gegenwart: Neu geschnürt haben wir im 2017 alle unsere Bachelor-Studiengänge, abgewehrt auf der politischen Ebene haben wir Streichkonzerte bei den Precollege-Studiengängen, in Konzerten glänzten wir zusammen mit dem Luzerner Sinfonieorchester und am Lucerne Festival. Mit dem Luzerner Theater stemmten wir Musiktheater-Events und zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Irland und der Türkei schafften unsere Volksmusikstudierenden überraschende Fusionsgigs am Festival Alpentöne. Und die Jazz-Bigband tourte durch die halbe Schweiz. Wir fühlen uns wie die Kollegen auf unserer realen Baustelle und haben eine gemeinsame Partitur: Wir sind «sur place», wir bauen an neuen Ideen und Strukturen, wir wissen, dass es von unten nach oben geht und jeder Schritt überlegt sein will. Oben kommt man ohne Katastrophe nur an, wenn die Grundsteine gelegt sind, wenn die inhaltlichen Räume realistisch aufgespannt sind. Diese sollen heute das bergen, was wir am Ende haben wollen. Vordergründig bauen am Südpol Handwerker, Ingenieure, Architekten. Hintergründig füllen Dozierende, Studierende, Pädagoginnen und Pädagogen, Forschende und Administrierende das Entstehende mit Inhalten auf. Jedes heute gesetzte Steinchen hat morgen seine Bedeutung im Ganzen.

Michael Kaufmann, Direktor Hochschule Luzern-Musik

Kalaidos: Mein Studienjahr 2017

Ich fing das Jahr mit dem ernsten Vorsatz an, den ersten Teil der Musiktheorieprüfung abzulegen: Akustik und Musikgeschichte. Die Prüfungstermine waren Anfang Mai und Anfang Juli. Ausserdem wechselte ich Anfang des Jahres zu Ting Sun als Hauptfachlehrperson. Ich lernte sie im Rahmen ihrer Akkreditierung kennen und war sofort von ihrer Art zu unterrichten beeindruckt. Ende Februar gab es Abwechslung im Lernalltag, einen szenischen Opernkurs in Basel mit Maria Gessler und Martin Kronthaler sowie dem Pianisten Riccardo Bovino. Drei Tage lang wurden Opernszenen geprobt unter der fachkundigen Anleitung der Dozenten. Dort habe ich viel wertvollen Input erhalten. Im Frühjahr besuchte ich das Modul Musik und Forschung, in dem es um Forschungsthemen und das Schreiben von Forschungsarbeiten ging. Dieses Modul wird sowohl von Studenten im klassischen Profil als auch von Studenten im Jazz/Pop Profil besucht. Ich fand es sehr spannend, einen Einblick in andere Stilrichtungen der Musik zu bekommen, die dieser gemeinsame Kurs bot. Vor den Sommerferien bestand ich die beiden Prüfungen, und mein Wissen über Musikgeschichte und Akustik war markant angestiegen. Der Herbst brachte einen neuen Opernkurs in Basel und ein neues Modul: Mastervorbereitung Pädagogik. Im nächsten Jahr stehen dann der zweite Teil der Musiktheorieprüfung an und die noch fehlenden Module, welche zum Studium gehören. Vor allem aber Singen!

Grete Einsiedler, Bachelor Gesang Klassik, Kalaidos Musikhochschule

Lugano: Numerose sorprese

Sono una flautista all‘ultimo anno del Bachelor of Arts in Music al Conservatorio della Svizzera Italiana. Questo corso ha arricchito notevolmente le mie conoscenze in campo musicale in generale e flautistico in particolare. Tra gli eventi più significativi dell‘anno accademico appena trascorso, spicca a mio avviso l‘incontro con uno dei flautisti più importanti nel panorama musicale attuale: il primo flauto dei Berliner Philharmoniker, Emmanuel Pahud. Questa non è stata sicuramente la prima volta in cui abbiamo avuto l‘opportunità di confrontarci con musicisti di livello eccelso. Noi studenti, infatti, oltre ad essere seguiti da maestri di fama internazionale, spesso seguiamo masterclasses con concertisti importanti. Per esempio, alcuni allievi della classe di pianoforte, hanno più volte seguito corsi e concerti della conosciutissima pianista Martha Argerich. Sicuramente l‘anno accademico 2017/2018 non sarà meno stimolante del precedente. Per quanto mi riguarda seguirò corsi molto interessanti, tra cui uno in collaborazione con gli allievi del DEASS (SUPSI) che prevede concerti per persone in stato di sofferenza e difficoltà (presso il teatro del Centro Sociale Di Mendrisio). Inoltre, il 12 febbraio al LAC, sarò impegnata in una delle numerose produzioni orchestrali del conservatorio. Per finire, a conclusione del mio percorso formativo, avrò occasione di esibirmi in un concerto solistico in conservatorio nel mese di giugno. Non è detto però che vi abbia elencato tutti gli avvenimenti che mi impegneranno in quest‘anno. Il conservatorio infatti riserva ai suoi iscritti numerose sorprese!

Chiara Ritoni, studentessa del Bachelor of Arts in Music, flautista

Lausanne : diversité

Revenir sur l’année écoulée, c’est notamment savourer l’ampleur et la variété des projets artistiques réalisés par l’HEMU au travers des nombreuses vidéos et photos mises en ligne. Les partenariats y figurent en nombre : avec l’Orchestre de Chambre de Lausanne, l’Opéra de Lausanne, la Société de Musique Contemporaine, le Festival Archipel, le Cully Jazz Festival, le Montreux Jazz Festival, pour n’en citer que quelques-uns. Ces collaborations permettent à nos étudiants et étudiantes de côtoyer des artistes de renom et de se créer un réseau fort utile à l’aube de leur carrière. En mars 2017, L’HEMU et l’EJMA ont accueilli la Montreux Jazz Academy, qui a sélectionné, parmi ses dix candidats, une étudiante de l’HEMU pour une semaine de création avec six icônes mondiales du jazz. Dans la série Le Flon Autrement, une carte blanche a été donnée à la brillante mezzo-soprano Marina Viotti, qui a laissé chanter sa créativité autour du thème Love has no borders. La cantatrice s’est également largement démarquée lors de la première édition du concours Kattenburg, nouveau venu dans le paysage romand du chant lyrique et fondé sur la volonté de créer un point de rencontre bisannuel entre les étudiants de l’HEMU et ses alumnis. De quoi entrer en 2018 avec énergie pour nos étudiants et étudiantes ! L’année s’ouvre avec plusieurs conférences sur des thèmes de musiques actuelles proposées en janvier 2018 et un workshop innovant voué à expérimenter de manière interactive la question du leadership en orchestre. En avril 2018 sera marqué du retour de l’HEMU Jazz Orchestra au Cully Jazz Festival, et on ne peut que vous conseiller de suivre l’annonce de la programmation de près.

Haute École de Musique de Lausanne

(HEMU)

Bern I: drumming

Anfangs Juni spielte die Schlagzeugklasse der HKB drumming von Steve Reich unter der Leitung von Brian Archinal am Festival «HKB geht an Land» in St. Imier. Im September nahm ich an der Student competition des Ostschweizer Solisten- und Ensemblewettbewerbes teil, an dem ich den ersten Preis gewann, und schliesslich war ich im Rahmen des Musikfestivals Bern Teil des Projektes bei der Aufführung von Gerard Griseys Le Noir de l’Étoile, geleitet von Pascal Viglino und Benoît Piccand, für sechs Schlagzeuger in der emblematischen Reithalle Bern. Die vielen Eindrücke in der Begegnung mit zeitgenössischer Musik und der Musikvermittlung zeigten mir neue Sicht- und Spielweisen auf, welche in mein jetziges Schaffen einfliessen und es so tiefgründiger und nuancierter machen.

Mirco Huser, Schlagzeugstudierender HKB in den Klassen Brian Archinal, Jochen Schorer und Christian Hartmann

Bern II: Das wilde Europa erfinden

In Les Indes galantes, dem opéra ballet von Jean-Philippe Rameau, wird die Praxis der Liebe in fernen Ländern beschrieben – es ist der europäische Blick auf das Fremde. Rameau war aber auch Musiktheoretiker und einflussreicher Kulturpolitiker. Alles zusammen also eine perfekte Startrampe für ein multidisziplinäres Grossprojekt, das man an vier Spielorten rund um die Ostermundigenstrasse 103, am neuen Standort des Fachbereichs Musik HKB, wird erleben können. Ein High-Tech Auditorium, ein alter Hörsaal, eine leere Shedhalle, ein Theatersaal und diverse Verbindungswege werden von Regisseur Joachim Schloemer mit rund 50 Studierenden und Dozierenden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Dabei wird aber nur wenig Barockmusik zu hören sein – vielmehr komponieren, bauen, inszenieren, interpretieren, vermitteln und librettieren Studierende aus Musik, Theater, Literatur, Oper, Gestaltung und Kunst, Sound Arts und anderen Bereichen grosse Teile dieses HKB Laboratoriums. Eine wilde Sache eben, aktuell und dramatisch, poetisch und auch kulinarisch angereichert. L’Europe sauvage, so der Titel, ist eine verpflichtende Ansage für ein wunderbares Spektakel im industriellen Galgenfeld.

Peter Kraut, Stellvertretender Leiter Fachbereich Musik, Hochschule der Künste Bern

Zürich: 2017 und 2018

Ich bin jedes Mal sehr aufgeregt, wenn ich eine Möglichkeit habe, bei Musikprojekten aufzutreten: Kammermusik zu spielen, zeitgenössische Musik aufzuführen, im Orchester zu spielen… Im Jahr 2017 hatte ich die Ehre, zusammen mit meiner Kollegin, der Saxophonistin Valentine Michaud, beim Lucerne Festival ein Debut-Konzert zu spielen und meine Hochschule dort zu repräsentieren. Gemeinsam bilden wir das Duo AKMI und haben unser internationales Debüt in Russland und den USA gegeben und dabei die Erstaufführung von Kevin Juillerats L’étang du Patriarche gespielt, was eigens für unser Duo komponiert wurde. Des Weiteren war ich stark mit Kammermusik und zeitgenössischer Musik beschäftigt. Ich habe mit meinen Kollegen von der ZHdK im Rahmen der «Prelude» und «Surprise» in der Tonhalle gespielt, neue Kompositionen von ZHdK-Studierenden aufgeführt und dabei sehr viel Erfahrung gesammelt. Zudem hat mir die ZHdK die Gelegenheit gegeben, meine Ideen im Abschlussrecital zum Thema Crossover zu realisieren, daher habe ich das Konzert für zwei Klaviere und Schlagzeug op. 104 (aus dem Jahr 2002) von Nikolai Kapustin aufgeführt, ein Stück, das ich schon lange spielen wollte. Im Jahr 2018 werde ich die Gelegenheit wahrnehmen, weiter interessante Konzerte zu spielen und neue musikalische Erfahrung zu sammeln. Es gibt wie immer Projekte mit dem Ensemble Arc-en-Ciel, dem Orchester der ZHdK, ausserdem Konzerte bei der Musikwoche Braunwald, beim Lilienberg Rezital oder in der Maison Blanche sowie ein Workshop mit Brett Dean und vieles mehr.

Akvile Sileikaite, Master Specialized Music Performance, Klavier, Zürcher Hochschule der Künste

Basel: Gesang im Aufwind

In Basel stand 2017 Gesang im Zentrum bedeutender Projekte der Schola Cantorum Basiliensis (SCB) und der Hochschule für Musik (HSM). Einige davon wurden von beiden Instituten gemeinsam veranstaltet, wie die inspirierenden Kurse der langjährigen Gastdozentin Margreet Honig, ein Meisterkurs mit Christine Schäfer und das Projekt Lamento in Kooperation mit der Gare du Nord. Unter diesem Titel verband Désirée Meiser Teile aus Monteverdis Orfeo und Sciarrinos Luci mie traditrici zu einer Musiktheater-Produktion, die unter der musikalischen Leitung von Giorgio Paronuzzi und Jürg Henneberger erklang und gleichzeitig zum Programm des Jubiläums zum 150-jährigen Bestehen der Musik-Akademie Basel gehörte. Lamento war das dritte Opernprojekt an der HSM, nach Richard Ayres Die Genesung der Grille am Theater Basel und einer Projektwoche von Regina Heer zu Le nozze di Figaro. Das Jubiläumsjahr wurde mit einer Uraufführung von Rudolf Kelterborn Musica profana für Sopran, Bariton und drei Instrumental-Ensembles unter der Leitung von Heinz Holliger eröffnet. Weitere ehemalige Basler Direktoren und Professoren standen in einem Chorkonzert unter der Leitung von Raphael Immoos auf dem Programm. An der SCB bleiben die Fragen des historischen Singens stets im Zentrum. Eine CD (Label: Glossa) des Ensembles Profeti della Quinta mit Musik des frühen 17. Jh. aus der Feder des mysteriösen «Carlo G.» hat die Verzierungspraxis dieser Quelle beleuchtet; Ensembleprojekte in Bogotá und ein Senfl-Konzert in Basel (27.1.2018) bemühen sich um Aufführungen aus originaler Chorbuchnotation und im Projekt «Studio 31» (SCB/HSM) wird vieltönige Musik im Vokalensemble experimentell erprobt und aufgeführt.

Musik-Akademie Basel (FHNW), Hochschule für Musik Basel, Schola Cantorum Basiliensis, Hochschule für Alte Musik

Genève : consolider l’identité propre

Après que l’année 2016 se soit conclue sur le vote de l’Assemblée générale des Nations Unies mettant à disposition de la Cité de la musique un terrain à proximité de son siège de Genève, l’année 2017 se termine avec la proclamation du vainqueur du concours international d’architecture sur invitation destiné à sa construction. Les bureaux de Pierre-Alain Dupraz (Genève) et Gonçalo Byrne (Lisbonne), ainsi que Nagata Acoustics (responsables notamment de la Philharmonie de Paris, de l’Elbphilharmonie à Hambourg et de la salle Boulez de Berlin) se sont associés pour concevoir un grand ensemble comprenant une salle philharmonique de 1700 places (siège de l’Orchestre de la Suisse Romande), une salle de récital d’environ 450 places, une salle lyrique d’environ 250 places et une blackbox destinée aux spectacles expérimentaux, ainsi que la totalité des activités de la Haute école de musique de Genève. Magnifiquement située au cœur de la Genève internationale, faisant la part belle aux interactions entre ses différents occupants et largement ouverte sur la région et sur le monde, la Cité de la musique devrait s’ouvrir en 2023.

Le défi principal de 2018 pour la Haute école de musique sera également immobilier avec la fermeture pour rénovation du bâtiment historique de la Place neuve et le déménagement de ses activités de production dans diverses salles genevoises, lui permettant d’aller encore davantage à la rencontre de la population et de consolider son identité propre.

Haute Ecole de Musique de Genève

Das könnte Sie auch interessieren