Corona bestimmt noch immer unser Leben

Der Bundesrat hat die «besondere Lage» aufgehoben. Trotzdem ist das Corona-Virus noch immer unter uns. Das Freiburger Institut für Musikermedizin weist auf nach wie vor geltende Risiken hin.

SMM — Das Institut offeriert regelmässig aufdatierte Risikoeinschätzungen und Empfehlungen. Zwar unterscheiden sich die politischen Einschätzungen zur Lage inDeutschland und der Schweiz. Die Analyse des Freiburger Teams um Claudia Spahn und Bernhard Richter ist aber auch hierzulande hilfreich. Im neuesten Update von Mitte März betont es, dass ein wichtiger und zentraler Punkt zur Bekämpfung des Corona-Virus nach wie vor das Impfen darstellt, da die Infektionszahlen weiter hoch sind. Es empfiehlt überdies die etablierten Testverfahren auch weiterhin für die Kultur. Sie minimierten das Ansteckungsrisiko bei Proben deutlich, wenn alle Teilnehmenden (unabhängig vom Datum ihrer letzten Impfung oder Genesung) tagesaktuell getestet seien.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in einer Stellungnahme vom 11. Januar die Bedeutung der 3-G-Plus-Regel und der AHA-Regeln hervorgehoben. 3G-Plus bedeutet, dass Zutritt nur für vollständig Geimpfte oder Genesene oder Personen mit einem negativen PCR-Test gestattet ist. Ein negativer Antigen-Schnelltest reicht nicht aus. Die deutsche AHA-Regel erinnert an Abstand halten, Hygiene-Massnahmen und Alltagsmasken. Werden diese eingehalten, scheint nach aktuellem Kenntnisstand das aktive Singen und Musizieren trotz der ansteckenderen Omikron-Variante weiterhin möglich zu sein. Das Freiburger Institut empfiehlt zur Risikoreduktion bis auf weiteres zusätzlich zur 3-G-Regel einen tagesaktuellen Test für alle Teilnehmenden einer Probe oder Konzertveranstaltung, legt also deutlich restriktivere Massnahmen nahe als die Schweiz.

Seit Ende Februar ist es in Deutschland Laienchören wieder erlaubt, ohne Maske zu musizieren. Dennoch empfiehlt das Institut auch beim gemeinsamen Singen (besonders, wenn auf die Maske verzichtet werden kann) bis auf weiteres alle Teilnehmenden vor Beginn der Probe/Veranstaltung zu testen.

Vielen Menschen falle es schwer, schreibt das Team, Anschluss an das Leben vor Corona zu finden, obwohl zahlreiche Aktivitäten trotz hoher Infektionszahlen für Geimpfte wieder erlaubt seien. Besonders dem Singen hafte das Etikett an, gefährlich zu sein. Diese Barriere müsse erst wieder überwunden werden. Dass Singen und Musizieren für die psychische Gesundheit äusserst positiv und wichtig seien, müsse bei abnehmender Gefährdung durch Corona wieder neu etabliert werden. Kinder und Jugendliche im Singen und Musizieren zu fördern, sei eine besonders wichtige Aufgabe und ethische Verantwortung.

Die hauptsächliche Übertragung von Viren, die respiratorische Infekte verursachen, erfolgt laut dem Institut im Allgemeinen über Aerosole, die beim Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und des tiefen Respirationstraktes beim Einatmen und gegebenenfalls über die Bindehaut des Auges aufgenommen werden. Wenn eine infizierte Person beim Husten Viren ausstösst, so ist laut Simulationen davon auszugehen, dass die Viren auch nach mehreren Minuten und möglicherweise Stunden noch in der Luft nachweisbar sind, auch wenn sich die erkrankte Person bereits wieder entfernt hat. Das Einhalten der Abstandsregel sei auch im Musizierbetrieb zum Schutz vor Tröpfchenansteckung deshalb weiterhin wichtig.

Eine Rolle spielt aber nach wie vor auch die Kontaktübertragung: Viren können von Oberflächen übertragen werden, wenn sie durch das Berühren dieser kontaminierten Flächen an die Hände gelangen und diese danach ungereinigt das Gesicht berühren – sofern die Viren bis zu diesem Zeitpunkt ihre Infektionsfähigkeit behalten haben.

Musiker und Musikerinnen aller Musikbereiche sollten «streng darauf achten, bei unspezifischen Krankheitssymptomen wie Fieber plus Atemwegsbeschwerden (trockener Husten, Katarrh) oder bei eher typischen Symptomen wie dem akuten Verlust der Riech- und Geschmacksfunktion jeden Kontakt mit anderen solange zu vermeiden bis durch die SARS-CoV-2 PCR-Untersuchung eines Abstrichs die Infektion ausgeschlossen wurde». Die neuere Omikron-Variante könne sich mit milderen Symptomen äussern, sei jedoch ansteckender als die zuvor vorherrschende Delta-Variante.

Link zum erwähnten Paper:

> www.mh-freiburg.de/service/covid-19/risikoeinschaetzung

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