Musicking (M)others
Dieser Beitrag basiert auf fragmentarischen Geschichten und Formen des Werdens in und mit leidenschaftlich un/geplanten Projekten mit Folgen : un récit de musiciennes mères – drei Künstler*innen erzählen aus ihrem Leben als Musiker*innen und Eltern.
Zainab Lascandri aka Signup (Z), ist ein Elternteil und eine Schwarze transdisziplinäre Künstler*in. Z lebt in Zürich und ist seit 2012 Teil des Electronic Pop, Punk, Rap, Techno, New Wave Musikduos « None of Them ». H hat mit Z telefonisch gesprochen. Claire Huguenin (C) et Malcolm Braff (M), musiciennes de jazz, vivent et travaillent en tant qu’artistes, mère et père, fondatrices et co-gestionnaires bénévoles de la Maison-Matrice, à la fois centre artistique associatif et leur lieu de vie, situé dans le Jura bernois à Crémines. Nous avons rencontré C et M chez elles, à la « Maison-Matrice » à Crémines. La scène suivante se passe un dimanche en fin de matinée, leurs et nos enfants jouent devant l’ancienne scierie en compagnie d’autres résidentes de la maison.
Vor der alten Sägemühle der Maison-Matrice :
Enfant : Mamaaaaan j’ai faim
C : alors il faut faire le feu
H : SONART nous a proposé d’écrire sur un moment décisif de la vie, de la carrière – devenir parent. Un article sur les répercussions, les avantages et les désavantages d’avoir des enfants en tant que musiciennes… mais…
C : HAHA !
M : Vous voulez faire de la musique ? Avez-vous pensé à faire des enfants ?
CMHR : *rigolade*
Eine Woche zuvor entre Bienne et Crémines, avec C am Telefon :
C : (nimmt ab.) alors la vie d’artiste… tu vois en ce moment je suis surtout maman de trois enfants et co-gestionnaire de la Maison-Matrice. Je fais des concerts ou des enregistrements occasionnels, et je vis ces moments comme une respiration par rapport à mon quotidien au demeurant très chargé.
H : Mais avec la Maison-Matrice tu te dévoue à un projet culturel, de partage et d’accueil artistique. Et les enfants en font également partie – c’est aussi ça qui nous intéresse.
Szene aus dem Musikvideo « Hyenas on the Beach » von « None of Them » :Im erdfarbenen Raum \ ein fleischocker gepolsterter schwarzer Gitarrenkoffer \ darin ein braunes Abwasserrohr phallisch \ dahinter das schwarze Kind\das Mikrofon die Nabelschnur das Kabel \ gleitet hinab\das Rohr die Öffnung das Loch\durch den Koffer \ ein «Hey» \ die Person am Ende \ des offenen Abwasserrohres\Signup singt ins Mikrofon
Avec Z au Téléphone :
Z : Ich wurde schon mit 23 Elternteil, also 2004. In vielen Situationen habe ich – wenn mich nicht jemand konkret gefragt hat – eigentlich nie gesagt : ich bin Elternteil. Es ist mit Risiko verbunden zu sagen Elternteil zu sein. Weil die Kapazitäten anders sind, die Risiken für eine Zusammenarbeit. Und auch für das Image. Grad so im Kontext von Performance oder Musik und wenn Du auf der Bühne stehst. Also – ich seh’ das heute nicht mehr so – aber quasi, dass deine Attraktivität auf eine Art auf dem Spiel steht.
C : La mère est-elle antinomique de la femme séduisante ? J’ai le souvenir d’une photo à ce sujet, d’une chanteuse américaine qui fait du piano voix et qui à l’époque posait dans une chaise à bascule, les pieds dans la boue, a rifle in one hand et un cochonnet au sein. Il y avait clairement une notion de matrone.
Z : Dieses Ringen mit meinem (Selbst)bild dem als Mutter gelesenen Elternteil, und meiner künstlerischen Identität als Musiker*in – tatsächlich war das etwas, was mich begleitet hat. Diese Dark Side in meiner Musik repräsentierte ein Echo dieses Zustandes. Es ist auch das Visuelle unserer Musikvideos das diese Unsicherheit mit dem Charakter der Mutter spiegelt. Ich konnte mich gar nicht identifizieren damit. Ich habe dann irgendwann entschieden : ah ok, es gibt unterschiedliche Wege Elternteil zu sein.
C : Là où certaines personnes ont une journée réglée – comme du papier à musique – chez nous ce sont surtout les grands axes qui sont clairs. Par exemple : je suis entièrement disponible pour la famille, j’allaite mes enfants à la demande pendant leurs trois premières années. Notre présence est donc maximisée à la maison, on fait aussi l’école à domicile, et quant au déroulement précis de la journée… eh bien, c’est très jazz notamment avec les affaires de l’association qui font irruption à tout moment.
Z : Und ich kann meinen eigenen Weg gehen, auch wenn ich vielleicht nicht so viele Vorbilder habe in meinem Umfeld. Es war ein einsamer Weg.
C : L’envie d’être maman c’était actuel au moment où on a lancé la Maison-Matrice, une envie spontanée d’être maman de manière extrêmement radicale – conjuguée à l’envie d’être utile, l’envie de servir. Ce que je ne voulais pas c’est vivre dans un appartement de manière « prototype » avec notre famille, j’avais besoin d’ouvrir et j’avais du coup tout intérêt à poser le noyau familial dans un lieu-projet comme celui-ci.
M : Pour moi il y a un désir de ne pas cloisonner les sphères de la vie. Et de fait, des fois avec Claire on s’est retrouvé avec bébé qui dort sur scène pendant qu’on est en train de faire notre concert en duo…
C : Oui ou bien je m’arrête au milieu du concert pour allaiter, et je continue de chanter avec bébé dans les bras.
M : Oui donc il y a vraiment ce besoin d’intégrer tous les aspects de la vie en une seule réalité multiple. Et maintenant on est peut-être dans la phase *cris d’enfants sur baby(tele)phone* ah cette fois il est réveillé ! *pause*
M : J’ai eu la phase ou le fait d’avoir des enfants était vécu comme un dérangement sur mon propre art et mon temps de création. Ce sentiment pour moi s’est vraiment déconstruit lorsque j’ai arrêté de mettre de l’égo dans mon rôle d’artiste. Si tout ça est déconstruit, c’est beaucoup moins tendu, c’est beaucoup moins en friction – je trouve.
Z : Als ich schwanger wurde war ich noch in einer WG. Meine Vorstellung war immer ich könnte in dieser WG mein Kind grossziehen *lacht* was dann doch nicht funktioniert hat. Und dann haben wir mit dem Vater meiner Kinder in dieser Kleinfamilien, Genossenschaftswohnung gewohnt, was mich gar nicht so glücklich gemacht hat. Wir hatten aber mega Unterstützung von seinen Eltern, insbesondere seiner Mutter, und auch von Freund*innen. Beim ersten Kind wars so, dass ich mein Netzwerk total beansprucht habe *lacht*. Ich wollte auch, dass mein Kind von unterschiedlichen Perspektiven und Menschen grossgezogen werden kann. Es wurde dann viel schwieriger mit dem zweiten Kind. Und dann nach der Trennung – sozusagen als romantische Beziehung – war’s so, dass wir als Familie noch 6 Jahre weiter zusammen gelebt haben. Ich glaub das wäre schon auch anders gewesen wenn ich finanziell die Möglichkeit gehabt hätte das irgendwie anders zu gestalten. Das meiste steht und fällt mit den finanziellen Ressourcen. Ich bin dann später in eine WG gezogen und war die Person die gependelt ist. Ich war immer zur Hälfte in der Familienwohnung – wo der Vater mit den Kindern fix gewohnt hat – und zur Hälfte in der WG. Und das haben wir so lange gemacht, bis die Kinder so waren : « Hey, ist ok. Komm einfach kochen, Du kannst nachher wieder nach Hause. » Da waren sie dann schon Teenager. Und vorher habe ich einfach im Bett vom Einen oder Anderen Kind geschlafen. Also ich hatte nicht mein eigenes Zimmer. Ich war immer so : Kind 1, Kind 2.
M : Et puis, avec l’arrivée du troisième enfant, on vit clairement un trop-plein.
Der Mann im Caravan benebelt \ mit Brille in virtuellen Welten \ versunken die Mutter mit Cutter \ Messer in der Hand singt \ « I don’t know what to do to kiss » \ « I’m like » die Hand das Messer \ ein Schnitt im Bauch das Blut \ « A quarter in a quarter in a house \ A small space to here \ And I don’t know where to go \ But I don’t know where I can lay. »
Z : Der Vater meiner Kinder hatte eine Bar. Das war nicht so kinder- und familienfreundlich. Aber deshalb ging das auch. Weil er dann abends dort war. Wir hatten schon noch familiäre Berührungspunkte. Und ich habe auch jetzt noch eine enge Beziehung zu seinen Eltern. Ich glaube das haben wir irgendwie gut hingekriegt *lacht*. Ja, so : das war was wir wollten – oder versucht haben – glaube ich.
C : On fonctionne surtout avec une répartition des rôles spontanée, dans la famille comme dans l’association. Je pense qu’il y a un déficit, à l’endroit où il manque parfois de re/connaissance des taches à exécuter, de compréhension des enjeux et de disposition à organiser. Aussi les moyens sont faibles, et l’ambition grande, alors l’Überforderung fait vraiment partie du tableau.
Z : Ja und bei mir wars so : mein Vater lebt seit ich klein bin in Freetown an der Westküste Afrikas. Und meine Mutter hatte halt selber nochmals ein Kind, was fast gleich alt ist wie mein erstes Kind. Und sie hat in Lausanne gewohnt – mit ihrer Familie. Ich in Zürich. Und ja sie hatte eigentlich gar keine Kapazität um noch Grandma zu sein. Und dann war wie so die Frage : wann bekommst Du einen Kita Platz. Zwischen halbjährig und jährig hatten die Kinder einen Kita Platz und gingen ab dann auch mindestens drei Tage. Und als ich noch einen Bachelor machte, waren sie 100 % in der Krippe. Ich glaube das Gute war dass ich zu der Zeit jung war und Energie hatte. Und die Kinder konnten oft bei den Grosseltern übernachten oder halt bei Nachbarn. Es wäre nicht möglich gewesen ohne die Grosseltern meines Partners.
Im Licht der blauen Stunde \ das schwarze Kind weiss gekleidet \ auf dem Bett die Mutter \ der schwarze Körper unter weissem Laken \ verstaut das Kind fein fürsorglich säuberlich \ den achtarmigen Kopffüsser Tintenfisch \ im offenen Bauch der Mutter \ die Wunde der Schnitt \ la césarienne das Loch. \ Bauch mit dem Bostitch \ heftet das Kind mit « KLACK KLACK » \ zu die Umkehrung der Geburt \ das blutrote tote Weichtier im Bauch \ utérus matrice \ der weisse Muttermilchkuchen wabert \ sich fluid verformend im Raum Dazwischen.
Outro : Être (m)other et musicienne, c’est composer à plusieurs mains et voix, souvent dans l’improvisation, avec des temporalités et des besoins multiples. Mais au-delà de la Vermengung individuelle entre parentalité et pratique artistique, ces récits invitent à anders denken plus largement les conditions de création : wie unsere Welten Care-Arbeit un/sichtbar machen, welche Strukturen fehlen und entstehen, et quelles nouvelles formes collectives de musicking daraus hervorgehen könnten. Anders gesagt, il ne s’agit pas seulement d’une affaire privée, sondern d’un terrain commun, où se (re-)mix Kunst, Leben, Ökonomie et politique.