Grammont Sélection 2013
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Ist die Neue Musik erzählerischer geworden? Diesen Eindruck könnte man jedenfalls bei der zweiten der Sélection-CDs bekommen. Erzählung heisst zum Beispiel das Ensemblestück von Katharina Rosenberger, die sich mit ihren wischenden-zischenden Klängen ebenso wie Roland Moser auf Strawinskis Histoire du Soldat bezieht. Bildhaft wirkt auch der Vereisungs- und Schmelzprozess, den Stefan Wirth (mit der Camerata Variabile) in The Glacial Shore nachvollzieht; und eine ganze Morgenstimmung mit schrillen und lieblichen Vögeln, Fabriken und Glocken mag man innerlich bei Benoît Moreaus Encre et Trompette (mit dem Nouvel Ensemble Contemporain) mithören. Auch die Konfrontation von europäischen und koreanischen Instrumenten in Denis Schulers El Balam (mit Phoenix und dem Korean Music Project) berichtet – allerdings von einem schwarzen Jaguar in Mittelamerika, und in Jannik Gigers Bläserquintett Contaminare prallen romantische und atonale, fremde und eigene Elemente aufeinander und kontaminieren sich gegenseitig auf fast perfide Weise (Nexus reedquintet). Und wenn man einmal so sehr vom Erzählerischen infiziert ist, wird man leichtens auch in den Entwicklungen der beiden verbleibenden Solostücke etwas davon entdecken. Caroline Charrières Envol für Flöte (Isabelle Schnöller) beginnt m mit fragilem Überblasen, bis sich die Musik erhebt und davonschwingt. Edu Haubensaks Pur schliesslich für Klavier (Simone Keller) erkundet ein ganz eigen- und einzigartiges Stimmungs-Feld von nicht äquidiskant skordierten, d.h. gezielt verstimmten Saiten.
Grammont Sélection 7; Musiques Suisses Grammont CTS-M 142