Lucerne TonkünstlerFest(ival)
Am 3. und 4. September 2016 laden der STV und Lucerne Festival zum zweiten Mal gemeinsam zum Tonkünstlerfest ein. Für Mitglieder gibt es Freikarten!
Die 116 Jahre lange Tradition des Tonkünstlerfests hat die Bahnen bestimmt, innerhalb derer immer wieder über Zweck und Form dieses alljährlichen Anlasses nachgedacht und bisweilen kontrovers diskutiert worden ist. Auch wenn – oder vielleicht auch: gerade weil – das Tonkünstlerfest stets Gegenstand kritischer Neubewertungen war, ist es nach wie vor eine wichtige Säule unserer Institution. Und bei aller Faszination für den roten Faden, der sich von 1900 bis in die Gegenwart fortspinnt: Diese Beständigkeit stellt auch eine Schwäche dar, zumindest in jenen Momenten, in denen eingeschliffene Gewohnheiten und der ständige Rekurs auf die Vergangenheit gegenüber einer künstlerisch motivierten Planung die Oberhand gewinnen.
Vor diesem Hintergrund ist es legitim, wenn nicht gar notwendig, neue Modelle zu erproben. Widersprüche lösen sich nur im Vorwärtsgehen auf. Durch die erstmalige Zusammenarbeit mit Lucerne Festival eröffneten sich uns im Jahre 2010 ganz neue Spielräume. Unter dem Motto «(z)eidgenössisCH» hat die Schweizer Neue Musik mit vier üppigen Moderne-Konzerten, zwei Klanginstallationen und einem Sinfoniekonzert eine grosse Plattform erhalten.
An den vielfach attestierten Erfolg von 2010 soll in diesem Jahr angeknüpft werden. Getreu dem Motto, dass Kontinuität mehr mit Veränderung als mit Wiederholung zu tun hat, wird der Fokus diesen Sommer auf ein einziges Projekt gerichtet sein, das man als punktuelle Symbiose zwischen beiden Institutionen, STV und Lucerne Festival, verstehen darf: Ausgewählte Alumni der Lucerne Festival Academy kehren im Sommer nach Luzern zurück, um acht neue Ensemblewerke aus der Taufe zu heben, die aus einem Kompositionswettbewerb des STV hervorgegangen sind. Zudem werden sie mit la soglia sotto il soglio ein Klaviertrio von Hans-Jürg Meier zu Gehör bringen, der am 1. Dezember 2015 so unerwartet und viel zu früh von uns gegangen ist.
Den Jurymitgliedern Xavier Dayer (2015 von der GV gewählt), Isabel Mundry und Mark Sattler sei für ihre Ernsthaftigkeit gedankt, mit der sie im vergangenen Herbst rund sechzig eingesandte Dossiers studiert und acht Kandidatinnen und Kandidaten für jeweils einen Kompositionsauftrag ausgewählt haben: Gary Berger, Saskia Bladt, Carlo Ciceri, Antoine Fachard, Stephanie Haensler, Ezko Kikoutchi, Nemanja Radivojevic und Blaise Ubaldini. (Sechs von ihnen sind Mitglied im STV.) Die Resultate können Sie am 4. September in vier Konzerten erleben. Dieser Marathon wird auch Antworten auf die Fragen liefern, was junge Komponistinnen und Komponisten, ganz gleich ob Vereinsmitglieder oder Nicht-Mitglieder, schöpferisch umtreibt und aus welchen Quellen sich ihr kompositorisches Denken nährt. Das lohnt einen Besuch des Tonkünstlerfests ebenso wie die Uraufführung von Michel Roths Musiktheaterstück Die künstliche Mutter nach Hermann Burgers gleichnamigem Roman. Ein gewisser Wolfram Schöllkopf, Alter Ego des Autors, begibt sich für einen klinischen Aufenthalt in den Mutterschoss der Schweiz, einen Heilstollen im Gotthard. In sprachlicher Hinsicht durchaus ein Elfenbeinturm, rechnet Burgers Werk satirisch mit der Schweiz ab. Angesichts der bevorstehenden Eröffnung der Gotthard-Basisröhre ist der Stoff brandaktuell...
Des Weiteren findet im Rahmen der diesjährigen Kooperation auch das Nicati-Preisträgerkonzert statt: Estelle Constanzo und Sofiia Suldina stellen hier nicht nur erneut ihr Können unter Beweis, sondern widmen sich spannender Musik für Harfe und Violine, unter anderem Werken von Helena Winkelman, Cyrill Lim, Michael Jarrell und Heinz Holliger.
Wie jedes Jahr erhalten STV-Mitglieder Gratisbillette! Bitte teilen Sie uns per Mail (info@asm-stv.ch) oder telefonisch (021 614 32 91) so schnell wie möglich mit – spätestens aber bis 17. Juni! –, welche Veranstaltungen Sie besuchen möchten. Für das Abschlusskonzert der Lucerne Festival Academy am 4. September (Sinfoniekonzert Nr. 21) erhalten Sie stark vergünstigte Tickets, die ebenfalls direkt beim STV zu reservieren sind. Bitte nennen Sie uns auch die gewünschte Preiskategorie: 60 CHF (2. Saalkategorie), 40 CHF (3. Kategorie) oder 25 CHF (5. Kategorie). Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen Billette, die Sie zwar reserviert aber nicht abgeholt haben, nachträglich in Rechnung stellen müssen.
Programm
Samstag, 3. September 2016
16.00 Uhr, Lukaskirche
Preisträgerkonzert des Concours Nicati
Estelle Costanzo, Harfe
Sofiia Suldina, ViolineHeinz Holliger : Präludium, Arioso und Passacaglia für Harfe
Michael Jarrell : Offrande für Harfe
Kaija Saariaho : Fall für Harfe und Live-Elektronik
Helena Winkelman : Neues Werk für Violine und Harfe
UraufführungFranco Donatoni : Argot für Violine solo
Enno Poppe : Haare für Violine solo
Cyrill Lim : Neues Werk für Violine, Harfe und Live-Elektronik
(Uraufführung, Auftragswerk der Association du Concours Nicati)
19.30 Uhr, Südpol
Michel Roth : Die künstliche Mutter. Musiktheater nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Burger (Uraufführung, Auftrag von Lucerne Festival)Ensemble Phoenix Basel
Jürg Henneberger, Dirigent
Jeannine Hirzel, Sopran
Anne-May Krüger, Mezzosopran
Christoph Waltle, Tenor
Hubert Wild, Bariton
Chantal LeMoign, Schauspielerin
Miriam Japp, Schauspielerin
Nils Torpus, Regie
Renato Grob, Bühne
Nic Tillein, Kostüme
Andy Giger, Licht
Sonntag, 4. September 2016Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI
Lin Liao, Dirigentin14.00 Uhr, Luzerner Saal:
Neue Werke* von Ezko Kikoutchi und Antoine Fachard
15.15 Uhr, Luzerner Saal:
Neue Werke* von Carlo Ciceri und Gary Berger
16.30 Uhr, Luzerner Saal:
Neue Werke* von Stephanie Haensler und Saskia Bladt
18.00 Uhr, Luzerner Saal:
Neue Werke* von Blaise Ubaldini und Nemanja Radivojevic
Hans-Jürg Meier la soglia sotto il soglio für Violine, Violoncello und Klavier
*Uraufführungen, Auftragswerke des STV
Stark vergünstigte Karten gibt es für folgendes Konzert:
19.30 Uhr, KKL Luzern, Konzertsaal
Orchester der LUCERNE FESTIVAL ACADEMY
Alan Gilbert, Dirigent
Anne-Sophie Mutter, ViolineAlban Berg : Konzert für Violine und Orchester Dem Andenken eines Engels
Norbert Moret : En rêve für Violine und Kammerorchester
Arnold Schönberg : Pelleas und Melisande op. 5