Vier neue Bände der Brahms-Gesamtausgabe

Die Forschungsstelle der Johannes Brahms Gesamtausgabe (JBG) der Uni Kiel hat die Arbeiten an vier neuen Bänden der JBG abgeschlossen. Sie korrigieren unter anderem fehlerhafte Lesarten des Zweiten Klavierkonzertes.

Brahms in seinem Arbeitszimmer. Quelle: unbekannter Fotograf, wikimedia commons,SMPV

In den neuen vier Bänden legen drei der vier Mitglieder der Kieler Brahms-Forschungsstelle – Katrin Eich, Johannes Behr und Jakob Hauschildt – sowie als externer Herausgeber der US-Amerikaner George S. Bozarth die Ergebnisse ihrer philologischen Forschungen in folgenden Editionen vor: Klavierauszug des 2. Klavierkonzertes B-Dur op. 83, Klaviersonaten, Klavierarrangements der drei Streichquartette op. 51 und 67 sowie Orgelwerke des Komponisten.

DDie Untersuchung des Klavierauszugs zum Zweiten Klavierkonzert hat gezeigt, dass zum Teil bis heute fehlerhafte Lesarten der Komposition aufgeführt werden. Die Neuausgabe enthält zum ersten Mal die noch spät von Brahms vorgenommenen Änderungen und Korrekturen der Partitur und Solostimme, die irrtümlich nicht in spätere Auflagen des besonders früh veröffentlichten Klavierauszuges gelangt waren.

Sehr schwierig gestaltete sich die Aufarbeitung der Klaviersonaten: Kompositorisch relevante nachträgliche handschriftliche Änderungen in Brahms‘ Handexemplaren waren nicht immer eindeutig auf den Komponisten selbst zurückzuführen und auch in ihrer Gültigkeit nicht eindeutig bestimmbar. Während derartige Varianten durch praktische Ausgaben des 20. Jahrhunderts teilweise weite Verbreitung gefunden haben, werden sie im nun vorliegenden Band nicht im Haupt-Notentext, sondern in Fussnoten mitgeteilt.

Die Forschungsstelle der Johannes-Brahms-Gesamtausgabe ist Teil des Musikwissenschaftlichen Institutes der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Ihre Arbeit wird seit 1991 je zur Hälfte vom Land Schleswig-Holstein und von der Bundesrepublik Deutschland finanziert und von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, koordiniert. Sie ist als wissenschaftliches Editions- und Forschungsprojekt angelegt und soll bis 2026 die unzureichende alte Gesamtausgabe von 1926/27 ersetzen und erheblich erweitern. Die neue Gesamtausgabe zieht sämtliche erreichbaren Werkquellen heran. Auch fragmentarisch überlieferte Kompositionen, Entwürfe und Skizzen von Brahms werden gesammelt, in ihrer Bedeutung untersucht und angemessen dokumentiert.
 

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