Brahms a cappella

Alle geistlichen Chorwerke ohne Instrumentalbegleitung in einem Band zusammengefasst.

Foto: R. Krziwanek, Edvard Grieg Archiv der Bergen Public Library

Geistliche Chormusik spielte für Johannes Brahms nicht nur als Dirigent des Detmolder Hofchors, des Hamburger Frauenchors und der Wiener Singakademie eine wichtige Rolle. Hier sammelte er jedoch reiche Erfahrung. Auch innerhalb seines Œuvres nimmt sie einen zentralen Platz ein. Musikwissenschaftliche Studien sind ein beredtes Zeugnis für das anhaltende Forschungsinteresse in diesem facettenreichen Werkkomplex. Brahms beschäftigte sich vor allem mit den historischen Satztechniken des 16. bis 18. Jahrhunderts. Er stellte sich die Frage, wie weit der protestantische Komponist sich beeinflussen lassen kann von Palestrina, Schütz und Bach. Neben sozialgeschichtlichen Aspekten werden auch theologische und frömmigkeitsgeschichtliche Fragen gestellt, ausgehend von der Wahl biblischer Texte. Sodann ist mit Blick auf die Fest- und Gedenksprüche op. 109 wiederholt eine politisch-patriotische Dimension der Musik diskutiert worden.

Für die vorliegende Ausgabe wurden neben den Erstausgaben und der sogenannten alten Brahms-Gesamtausgabe auch Autografe, Stichvorlagen und Kopistenhandschriften herangezogen. Der in einigen Erstausgaben abgedruckte Klaviersatz zur Einstudierung wurde in dieser Edition weggelassen. Die Orthografie der Vokaltexte erfolgt nach der heute gültigen Rechtschreibung.

Der Band enthält sieben Marienlieder für gemischten Chor op. 22, zwei Motetten für fünfstimmigen, gemischten Chor a cappella op. 29, drei geistliche Chöre für Frauenstimmen op. 37, zwei Motetten für gemischten Chor a cappella, vier- bis sechsstimmig, die Fest- und Gedenksprüche für achtstimmigen Doppelchor op. 109 und drei Motetten für vier- bis achtstimmigen Chor a cappella op. 110.

Der englische Gruss der Marienlieder ist in drei Versionen komponiert, Marias Kirchgang in zwei Versionen. Von den zwei Motetten ist die erste, Es ist das Heil uns kommen, mit einer ausladenden Fuge ausgestattet. Die Frauenchöre sind für zwei Sopranstimmen und zwei Altstimmen gesetzt, das Regina coeli zudem für zwei Solostimmen. Die Motette Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen ist vierteilig und endet mit einem Choral; O Heiland reiss die Himmel auf ist fünfteilig, wobei die Melodie in allen Registern erscheint. Die Fest- und Gedenksprüche sind für achtstimmigen Doppelchor gesetzt, ebenso die drei abschliessenden Motetten.

Die geistlichen A-cappella-Chorwerke gehören zu den bedeutendsten romantischen Werken dieser Gattung.

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Johannes Brahms, Geistliche Chormusik a cappella, hg. von Peter Schmitz, BA 7575, € 22.95, Bärenreiter, Kassel 2013

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