Sonate eines 19-Jährigen

Diese handwerklich erstaunlich reife Komposition des jungen Hermann Suter bereichert den schmalen Fundus an schweizerischen Orgelwerken aus jener Zeit.

Hermann Suter (1870-1926). Foto: wikimedia commons

Sein grosses Oratorium Le Laudi di San Francesco d’Assisi erscheint hie und da auf Konzertprogrammen, andere Werke sind hingegen selten zu hören. Umso verdienstvoller also, dass zum 150. Geburtstag des Schweizer Spätromantikers Hermann Suter (1870–1926) dessen frühe Orgelsonate in D-Dur zum ersten Mal im Druck erscheint. In Kaiserstuhl geboren und in Laufenburg aufgewachsen, wirkte Suter zunächst in Zürich, u.a. als Organist der Kirche Enge und als Lehrer am Konservatorium. 1902 führte ihn sein Weg nach Basel, wo er Chöre und Orchester leitete und als Direktor von Konservatorium und Musikschule amtete. In jungen Jahren trat Suter noch relativ regelmässig als Organist in Erscheinung; so war er massgeblich an der Konzeption der ersten Orgel im Basler Stadtcasino beteiligt und hatte dort 1906 auch seinen letzten Auftritt als Konzertorganist. Seine D-Dur-Orgelsonate brachte der erst 19-Jährige während seines Studiums in Stuttgart in erstaunlich kurzer Zeit zu Papier; ein ausgezeichnetes Vorwort des Herausgebers Matthias Wamser skizziert die Entstehungsgeschichte des dreisätzigen Werks.

Auch wenn die Sonate noch ganz dem klassischen Vorbild folgt und wenig Eigenständigkeit zeigt, staunt man doch über das satztechnische Handwerk des jungen Komponisten, der im ersten Satz aus einer kurzen Einleitungsgeste das Material für die beiden kontrastierenden Themen gewinnt und in der abschliessenden Fuge auch Engführungen, Umkehrung und Augmentation des Themas einsetzt. Besonders schön: der zweite Satz, den Suter und einige seiner Kollegen nachgewiesenermassen auch einzeln aufführten und von dem die Neuausgabe auch eine in den Vortragsbezeichnungen abweichende zweite Abschrift wiedergibt.

Das Werk bietet keine besonderen spieltechnischen Schwierigkeiten und lässt sich auch für Instrumente adaptieren, die nicht zwingend den Registerfundus einer grossen spätromantischen Orgel aufweisen. Da das Autograf bei der Universitätsbibliothek Basel online konsultierbar ist, wurde auf die Wiedergabe der darin überlieferten Registrierungshinweise verzichtet; der Herausgeber kommentiert diese aber kurz und verweist auf die entsprechenden Quellen. Fazit: eine bereichernde Ergänzung des relativ schmalen schweizerischen Orgelrepertoires aus jener Zeit.

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Hermann Suter: Sonate D-Dur für Orgel solo, hg. von Matthias Wamser, 36 S., Fr. 28.00, Verlag SKMV, Freiburg

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