Alte Schwyzer Tanzmusik

Die Geigentänze im Tanzbuch von Anton Hotz bieten zugleich Spielvergnügen und Einblick in die Entwicklung der Tanzmusik in der Schweiz.

Tanzpaar aus dem Kanton Schwyz, 1809, Druckgrafik von Franz Niklaus König. Schweizerische Nationalbibliothek, GS-GUGE-KÖNIG-12-8

Im Müliradverlag ist ein weiteres interessantes Notenheft erschienen für Geige oder andere Melodieinstrumente. Es überliefert Volkstanzmusik aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und bietet damit Einblick in die Frühzeit der Paartanzmusik; die bisher bekannten Sammlungen stammen fast alle aus späteren Jahrzehnten.

Das Heft umfasst hundert Tänze, die meisten davon im Dreivierteltakt. Die Entdeckung der Sammlung ist der Herausgeberin Brigitte Bachmann-Geiser zu verdanken. Über den ursprünglichen Besitzer Anton Hotz ist nichts bekannt, Bachmann lokalisiert die Tänze aber aufgrund ihrer immensen Kenntnis der Quellen glaubhaft in der Gegend Höfe/March im Kanton Schwyz.

Co-Herausgeber Christoph Greuter hat die Tänze transkribiert und mit Akkordangaben versehen, die für die Begleitung von grossem Nutzen sind. Man merkt, dass Greuter ein hervorragender Kenner der Materie ist. Die Tänze sind praxisorientiert aufgeschrieben, ohne Verzierungen und ohne ersten und zweiten Schluss bei den Wiederholungen. Es war in der Zeit dem Gusto der Spielenden überlassen, die Stücke ansprechend zu gestalten. Die Noten waren bloss Vorlage oder Erinnerungshilfe für die individuelle Ausführung.

Die Stücke sind attraktiv zu spielen, weil die Tonsprache der frühen Tänze deutlich abweicht von denen um die Wende zum 20 Jahrhundert. Zum Teil sind noch modale Einflüsse vorhanden, die später der Kadenzharmonik weichen. Das Heft bietet aber auch historisch interessante Aufschlüsse: Die Hälfte der Tänze ist noch zweiteilig, die andere Hälfte bereits dreiteilig. Die Bezeichnung «Ländler» taucht bei einigen Tänzen auf und ist somit der früheste Beleg für die Verwendung des Begriffs in der Schweiz, andere werden als «Walz» oder «Walzer», manche auch als «Langus» bezeichnet. Die wenigen Zweiviertel-Tänze sind mit «Allemander» oder «Allimand» überschrieben; «Polka», «Galopp» oder «Schottisch» tauchen hingegen noch nicht auf.

Das mit aufschlussreichen Angaben zur Herkunft und Edition ergänzte Heft ist also nicht bloss ein Spielvergnügen, sondern auch eine ergiebige Quelle für die Entwicklung der Tanzmusik in der Schweiz.

Alte Schwyzer Geigentänze – Das Tanzbuch von Anton Hotz, Höfe/March um 1830, hg. von Christoph Greuter und Brigitte Bachmann-Geiser, Mülirad-Nr. 1069, Fr. 38.00, Mülirad, Altdorf

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