Gamben-Fantasien für Bratsche

Die geschickte Bearbeitung von Brian A. Schiele macht diese raffinierten Stücke mehr Spielenden zugänglich.

Georg Philipp Telemann, Stich von Georg Lichtensteger. Quelle: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Viele Geigenspielende kennen und lieben Telemanns 12 Fantasien für Geige TWV 40:14–25. Die Fortsetzung, TWV 40:26–37, ist nur den Gambenspielenden bekannt, heute eine Minderheit. Schon zu Telemanns Zeiten kam die Viola da Gamba aus der Mode, weshalb er 1735 seine 12 Gambenfantasien mit besonders viel Raffinesse ausstaffierte, um Käufer zu gewinnen: gebrochene Akkorde und Passagenspiel, ein- und mehrstimmige Schreibweise sowohl in fugiertem als auch in galantem Stil.

Schon 2019 hat Viacheslav Dinerchtein für den Amadeus-Verlag die Fantasien für Bratsche adaptiert. 2022 folgte nun eine Bearbeitung des Engländers Brian A. Schiele. Jedes dieser lebhaften Werke hat zwei oder drei Sätze, und alle ungeraden Fantasien enthalten ein Fugato voller Überraschungen. Einige Sätze erinnern an Tänze wie Allemande, Gavotte, Courante, Bourrée, obschon sie nie so benannt sind. Andere sind besinnlich-mehrstimmig oder spielfreudig-virtuos. Jede gut liegende Tonart kommt einmal vor: Acht stehen im Quintenzirkel in Dur von Es bis E, vier in Moll von c bis e. Da die Gambe sechs Saiten in Quart-Terz-Stimmung und einen grösseren Tonumfang in der Tiefe hat, muss man auf der Viola Oktavierungen in Kauf nehmen und Akkorde entweder brechen oder ausdünnen. Schiele hat das geschickt gemacht, empfiehlt im Vorwort dennoch, das Faksimile (die Druckausgabe in der Edition Güntersberg/Walhall G281 oder online) zu konsultieren.

Georg Philipp Telemann: Fantaisies pour la Basse de Violle TWV 40:26-37, 12 Fantasien bearbeitet für Viola von Brian A. Schiele, EW 1150, €18.50, Edition Walhall Magdeburg

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