Cellokonzerte aus dem Umfeld Haydns
In den beiden Konzerten, in denen Anton Kraft seinem eigenen Instrument den Solopart gab, spiegelt sich auch die Entwicklung des Orchesters.

Der böhmische Cellist Anton (oder Antonín) Kraft war von 1778 bis 1790 erster Cellist in der Kapelle am Hofe des Fürsten Nikolaus Esterházy (1714–1790), wo ebenfalls Joseph Haydn wirkte. Bei ihm nahm Kraft zeitweise Kompositionsunterricht und es ist anzunehmen, dass Haydn sein grosses zweites Cellokonzert in D-Dur für Kraft komponierte. Irrtümlich wurde es diesem zeitweise sogar zugeschrieben.
In Krafts kompositorischem Œuvre spielt das Violoncello die zentrale Rolle. Nun hat die Edition Walhall seine beiden überlieferten Cellokonzerte neu herausgegeben. Beide stehen in der Tonart C-Dur und sind mit 20 bis 23 Minuten Dauer etwa gleich lang.
Das erste Konzert folgt der haydnschen Orchesterbesetzung in Solokonzerten mit 2 Oboen, 2 Hörnern und Streichern. Die Solostimme stellt hohe Anforderungen, ist aber dankbar und ausgewogen geschrieben (Tonumfang C–g2). Das zweite Konzert op. 4 weist eine beinahe beethovensche Orchestergrösse auf: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken und Streicher. Der Cellopart ist virtuos ausgestaltet und gespickt mit technischen Höchstschwierigkeiten (Tonumfang C–h2), vergleichbar mit der Cello-Solostimme in Beethovens Tripelkonzert.
Das umfangreiche Vorwort informiert in beiden Ausgaben über die Quellenlage und kontextualisiert die Konzerte im musikalischen Spannungsfeld zwischen Haydn und Beethoven. Es ist zu hoffen, dass durch diese Ausgaben beide Werke vermehrt an Musikhochschulen studiert werden und damit öfters zur Aufführung kommen.
Anton Kraft: Konzert Nr. 1 C-Dur «Seydl», hg. von Max Möllenbeck; Partitur, EW 996, € 43.50; Klavierauszug, EW 1157, € 24.80; Edition Walhall, Magdeburg
Id.: Konzert Nr. 2 C-Dur op. 4; Partitur, EW 1031, € 49.80; Klavierauszug, EW 1273, € 28.50