Bienengleiche Bewegungen

Mit dem Album «branches» widmet sich das Quintett SwingThing einem ebenso variablen wie subtilen Sound. Dabei zeigt sich ihre von Swing, Jazz und Klezmer geprägte Musik von mitreissender Kraft.

Hätte sie eine Zeitmaschine, würde Dela Hüttner in die 1930er- und 1940er-Jahre aufbrechen. In erster Linie, um die Blütezeit des Swings live mitzuerleben, wie die Sängerin in einem Interview verriet. Diese Vorliebe fürs Genre lässt sich sogar am Namen ihrer Formation ablesen: SwingThing. Auf seinem Album branches fokussiert das aus Baden und Zürich stammende Quintett nicht zuletzt auf den Dialog zwischen Hüttners elastischem Gesang, dem facettenreichen Klarinettenspiel von Adrian Mira sowie Thomas Goralskis Piano.

Obschon der Swing der Band als Referenz- und Ausgangspunkt dient, schwärmt diese – und das mit Verve – nur zu gerne auch zu anderen Jazzvarianten, zum Klezmer oder sogar Folk aus. SwingThing bewegen sich dabei bevorzugt bienengleich: Mal wird am Chanson schnabuliert, mal am balladesken Jazz. Und zwischendurch labt man sich sogar an Einflüssen literarischer Grössen wie Emily Dickinson oder Paul Verlaine.

Das aus dem Repertoire von Josephine Baker stammende Mayari etwa beginnt mit laszivem Cabaretsound, wendet sich allerdings alsbald französischen Vocals mit dick aufgetragenem Akzent zu und streut kurz darauf ein bluesiges Gitarrensolo ein. Derweil sich I’m Nobody bei Duke Ellingtons Five o’Clock Drag bedient, präsentiert sich Dela Hüttners Quiet Love zunächst als Gutenachtlied, nur um sich zunehmend als melancholische Serenade zu entpuppen.

Die insgesamt zehn Tracks kommen einem kontinuierlichen Blick ins Kaleidoskop gleich: Ein leichter Dreh und schon ergibt sich eine Veränderung. Dabei gelingt es SwingThing, ihre Musik nicht nur in einen natürlichen Fluss zu bringen, sondern sie auch stetig voranzutreiben und weiterzuentwickeln. Das mündet in einer Veröffentlichung, die zusehend mitreisst. Branches überzeugt weniger mit offensiven Mitteln und stattdessen mit ausgeklügelten Arrangements, subtilen Grooves und einer Musikalität, die von Kraft und Wärme zugleich durchzogen ist.

Swing Thing: Branches. Dela Hüttner, Gesang; Adrian Mira, Klarinette; Mischa Frey, Kontrabass; Samir Böhringer, Drums; Thomas Goralski, Hammond/Piano; Mario Mauz, Gitarre. Narrenschiff NAR 2020152

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