Filigran verspielter Post-Post-Rock

Die Lausanner Band Honey for Petzi zeigt auf «Observations + Descriptions» eine völlig neue Klangpalette.

Seit dem letzten Album des eigenartig benamsten Trios aus Lausanne ist ein halber Weltuntergang verstrichen. Während diesen elf Jahren sind die Geschmäcker von Honey for Petzi offensichtlich einer umfassenden Revision unterzogen worden. Damals bauten Sami Benhadj Djilali, Philippe Oberson und Christian Pahud noch ganz auf die Kraft einer konventionellen Bestückung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und drei Stimmen. Damit strickten sie postrockende Klangmuster, die mit petardenartigen Synkopen und vertrackten Sprüngen gespickt waren und dem pionierhaften Produzenten Steve Albini aus Chicago so gut genug gefielen, dass er ein Album für sie produzierte (Heal All Monsters, 2001). Acht LPs veröffentlichte die Band im Verlauf ihrer ersten Schaffensphase und brachte es damit zu einigem Ruhm auch auf internationaler Ebene.

Dass es in den Köpfen von Honey for Petzi in den Jahren der Stille mächtig gegärt hat, zeigt sich schon im ersten Stück auf ihrem freudvollen Comeback-Album. Ecoute nimmt ein paar alte Elemente – rhythmische Finten, repetitive Gitarrenmuster – und verpasst ihnen eine gänzlich neue Klangpalette. Zum konventionellen Schlagzeug gesellt sich nun Mbira-artige Perkussion, die wohl vom Computer generiert wurde, auch andere «präparierte» Klänge sind auszumachen. Die Gitarre hat eindeutig weichere Saiten aufgezogen als anno dazumal, dem feisten Bass kommt eine melodietragende Funktion zu. Dazu kommt eine gelassene Gesangsmelodie in ungewohnt hohen Lagen, und noch ungewohnter für die Petzis: Gesungen wird auf Französisch.

Auch die Wärme der detailreichen Produktion von Ecoute ist typisch für die versöhnliche, ja heitere Stimmung der nachfolgenden Stücke. Weder die neuen, elektronischen Zutaten noch die deutlich weniger zackige Gangart tun den angestammten Qualitäten oder gar der Dynamik der Band Abbruch – im Gegenteil: Die fein gesponnene Komplexität der Muster kommt nun eher besser zur Geltung. «Wir haben da weitergemacht, wo wir mit General Thoughts and Tastes aufgehört haben», heisst es im PR-Text. «Es war ein Album, das bereits mehr ‹Pop›-Formate enthielt, als wir zuvor gemacht hatten.» Wenn mit «Pop» smarte, leichtfüssige, elektronische Bands wie Hot Chip gemeint sind, nun gut. Ansonsten liegt Observations + Descriptions in all seiner schillernden Ideenvielfalt meilenweit entfernt von gängigen Pop-Schemen. Der Höhepunkte hat es viele, herauszuheben wäre vielleicht noch das verträumte Infini mit seinen sphärischen Gitarrenmustern. Herrlich.

Honey for Petzi: Observations + Descriptions. Two Gentlemen TWOGTL 093

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