Frisch von der Leber weg

Auf dem zweiten Album «Inner Smile» bleibt die Zürcher Band Annie Taylor ihrem spritzigen Rock treu, serviert ihn aber variationsreicher.

Annie Taylor. Foto: Fabio Martin

Schweizer Bands haben sich traditionellerweise schwergetan damit, draufloszurocken und dabei nebst mitreissender Dynamik auch noch knackige Ohrwürmer zu produzieren. Das Zürcher Quartett Annie Taylor – benamst nach der 63-jährigen Lehrerin, die 1901 als erste in einem Fass die Niagara-Fälle hinunterstürzte und das Abenteuer überlebte – hat keine Probleme dieser Art. Von der instrumentellen Expertise her könnten Gini Jungi (Gesang, Gitarre), Tobias Arn (Gitarre), Michael Mutter (Bass) und der unlängst von den Winterthurer Post-Krautrockern Klaus Johann Grobe dazugestossene Drummer Daniel Bachmann bestimmt auch virtuosen Neo-Progressive-Rock kredenzen. Gottseidank wollen sie dies nicht. Vielmehr sind sie auch auf ihrem zweiten Album der organischen Melange aus Post-Grunge-, Garage- und Pop-Rock treu geblieben, die ihr Debut vor drei Jahren so spritzig machte. Sweet Mortality kratzte damals an den Schweizer Album-Charts und trug der Band eine lange Reihe von nationalen und internationalen Festivalauftritten ein. Das auf diese Weise gewonnene Selbstvertrauen schwitzt aus jeder Rille von Inner Smile.

Für die Aufnahmen verlegte man sich nach Bristol, wo man die Tage im Studio von Produzent Ali Chant verbrachte, der sich auch schon mit PJ Harvey, Yard Act, Katy J Pearson (eine Favoritin von Jungi) und Aldous Harding beschäftigt hat. Nachts zog man sich in die Villa zurück und feilte an den Einfällen der vergangenen Stunden. Der Sound ist dabei deutlich vielseitiger geworden. Ausgelassen rumpelnden Pop-Punk-Nummern (Schoolgirl) stehen eingängige Songs gegenüber, in denen die von den Pixies erschlossene Laut/Leise-Dynamik gekonnte Anwendung findet (Push Me). Ride High ist sozusagen kalifornischer «Sunshine-Pop», selbst Fucking Upset findet Platz für ein paar nachdenkliche Momente, und Sister lebt nicht zuletzt vom gloriosen Bassriff. Dabei beherrscht die begnadete Sängerin, Songschreiberin und Frontfrau Jungi das Geschehen souverän. Fazit: eine grandiose Live-Band, mit Geschick auf Vinyl konserviert.

Annie Taylor: Inner Smile. Taxi Gauche Records TGR 037 (Vinyl)

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