Über alle Grenzen hinweg

Sarah Chaksad hat ihr Orchester zu einem 13-köpfigen Ensemble reduziert und beweist mit ihrem neuen Album die Richtigkeit ihres Entscheides. Die neue Formation versteht es, zugleich mutiger und beweglicher zu agieren.

Sarah Chaksad. Foto: zVg

Seit mehr als zehn Jahren steht der Name Sarah Chaksad für Jazz voller prägnanter Motive, gedämpfter Sounds und komplexer Rhythmen. Bis zur Corona-Pandemie war die Saxofonistin, Komponistin und Bandleaderin in erster Linie mit ihrem «Orchestra» unterwegs, mit dem sie auch zwei Alben veröffentlichte. Für ihr neuestes Werk, Together, hat sie ihr Ensemble jetzt nicht etwa erweitert, sondern auf 13 Musikerinnen und Musiker reduziert. Laut der 40-Jährigen ist die aktuelle Formation dadurch beweglicher und geniesst zusätzlichen Raum für Improvisationen.

Seltene Instrumente, ungerade Metren

2022 erklärte Chaksad in einem Interview mit dem Verfasser dieser Zeilen, dass es ihr Anliegen sei, sich immer weiterzuentwickeln, und ihr dabei die Musik als Kraftort diene. Beides schlägt sich in ihren zehn neuen Stücken nieder. Ein Gros der Kompositionen wurden durch den Tod ihres aus dem Iran stammenden Vaters ausgelöst. Das brachte sie dazu, sich intensiver mit traditioneller persischer Musik zu beschäftigen. Mit dem Ergebnis, dass sie ihr dynamisches Klangbild mit Instrumenten wie Eufonium, Ventilposaune und persischer Geige, die im Jazz wenig bekannt sind, erweitert hat.

Hinzu kommt, dass fast alle Lieder auf Together auf ungeraden Metren basieren. Während das verspielte Imagine Peace mit einem 13/8-Takt aufwartet, setzt das atmosphärische Titelstück auf einen 5/8-Takt und weiss insbesondere dank Misagh Joolaees gefühlvollem Solo auf der Kamantsche, einer Spiessgeige, zu gefallen. Auch Nummern wie das elegische Love Letters oder das kecke Lost, das vom elterlichen Leben in Berlin inspiriert wurde, zeigen sich ideenreich, inspiriert und bleiben haften.

Letztlich zeichnet sich das Album durch Tiefenschärfe, mannigfaltige Klangfarben und behutsame Solobeiträge aus. Sarah Chaksad möchte Together zudem als Plädoyer für einen Zusammenhalt über alle Grenzen hinweg verstanden haben – was sich aufgrund der gebotenen Musik, die voller Neugier von Genre zu Genre zieht, bestens nachvollziehen lässt.

Sarah Chaksad Large Ensemble: Together. Clap Your Hands CYH

Line up: Yumi Ito (voc), Hildegunn Øiseth (tp, goat horn), Paco Andreo (vtb), Lukas Wyss (tb), Sophia Nidecker (tuba), Catherine Delaunay (basset horn), Christoph Bösch (fl), Fabian Willmann (ts), Julia Hülsmann (p), Fabio Gouvea (g), Dominique Girod (b), Eva Klesse (dr), Misagh Joolaee (kamancheh), Sarah Chaksad (ss, as, comp)

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