In der Waage

Giorgi Iuldashevi spielt auf «Simplicity» vermeintlich einfache Klavierstücke, als wäre es überhaupt nicht schwer.

Giorgi Iuldashevi. Foto: zVg

«Bemühe dich, leichte Stücke gut und schön zu spielen, es ist besser, als schwere mittelmässig vorzutragen.» Robert Schumanns Tipp aus seinen Musikalischen Haus- und Lebensregeln könnte ein Leitfaden sein für diese wunderbare CD, die beim österreichischen Label Gramola erschienen ist. Der 28 Jahre junge georgische Pianist Giorgi Iuldashevi, der in Zürich studiert hat und auch dort lebt, spielte nicht nur Schumanns bekannte Stücke aus dem Album für die Jugend ein, sondern auch viel anderes, das dem Klavierschüler bekannt sein könnte: Ausschnitte aus For Children von Belá Bartók, aus der Sammlung Játékok von György Kurtág oder auch pädagogisch Motiviertes von Sergei Prokofiew oder Peter Tschaikowsky. Weniger verbreitet, aber nicht minder attraktiv fürs Ohr und die Finger sind die 12 Stückchen des 1933 in Tiflis geborenen Komponisten Nodar Gabunia: Aus dem Tagebuch eines Schülers.

Ja, es klingt kinderleicht – und einem ausgebildeten Berufspianisten, der schon als 12-Jähriger mit Mozarts schwerem Klavierkonzert KV 466 in d-Moll debütierte, so gar nicht auf den Leib geschrieben. Aber, Stichwort Mozart: Das Einfache hat seine Tücken. Und Giorgi Iuldashevi meistert diese nicht nur, sondern zeigt in den so verschiedenen Stücken eine seltene Spannweite an musikalischem Ausdruck. Selbst das Bekannte erscheint in seinen Interpretationen frisch – auch weil er an keiner Stelle verfällt in überlegene Distanz oder ins unnötige Romantisieren. Iuldashevi hält die Waage, und das stets spannungsvoll. Mit Witz garniert er Bartók, mit dem stellenweise nötigen Ernst Tschaikowsky, vor allem begeistern die Tempi und dieser so natürliche Fluss in den Stücken Robert Schumanns.

Wer Pianist ist (oder war), hat sofort wieder Lust aufs neuerliche Ertasten manch hübscher Miniatur. Aber auch dem Hörer tut diese CD einfach nur gut: in ihrem unaufdringlichen Ton, in diesem Ausdruck, der so gar nichts hat von einem verspannten Muskelspiel, das leider verbreitet ist unter Klaviervirtuosen.

Simplicity. Giorgi Iuldashevi spielt Werke von Gabunia, Bartók, Kurtág, Prokofiew, Tschaikowsky und Schumann. Gramola 99291

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