Musik als Aktion (und nicht als Objekt)

Die von der Hochschule der Künste Bern ausgerichtete Konferenz «Musicking Collective» erkundet Wechselbeziehungen zwischen zeitgenössischer Musik und Kollektivität. Der Link zum Stream wird kurz vor der Veranstaltung publiziert.

Gilles Grimaître (links) und Thomas Kessler beim «Musicking». Foto: HKB/Priska Ketterer,SMPV

«Music is not a thing, but an activity, something that people do.» Mit dieser geradezu ikonisch gewordenen Sentenz erklärt der Musikologe und Komponist Christopher Small die Bedeutung seiner Wortschöpfung «Musicking». Die Essenz von Musik liege nicht so sehr in musikalischen Werken als im kollektiven Handeln einer Gruppe von Leuten, so Small. Er hielt es deshalb für geboten, das Nomen «Music» in ein Verb umzuformen. Der so entstandene Neologismus hat sich mittlerweile ein weit grösseres Bedeutungsspektrum erobert als etwa das deutsche Verb «Musizieren». Die internationale Fachtagung «Musicking Collective», die vom 15. bis 17. Dezember von der Hochschule der Künste Bern ausgerichtet wird, bringt ganz unterschiedliche Aspekte dieses schillernden Begriffs zur Sprache: ästhetische Phänomene und Konzepte, kreative Prozesse und nicht zuletzt auch soziokulturelle und politische Rahmungen. «Musicking» wird in der Veranstaltung jedoch nicht nur theoretisch reflektiert, sondern auch praktisch vollzogen.

«Partisanen» im Konzert

Im Abendprogramm übt die HKB den Schulterschluss mit der lokalen Neue-Musik-Szene. Die Veranstaltung «partisans en concert» am 16. Dezember im Berner PROGR ist eine Mischung aus Konzert, Podiumsdiskussion und Projektvorstellung: Im ersten Teil des Abends spielen renommierte Interpretinnen und Interpreten Stücke aus dem Repertoire der hiesigen zeitgenössischen Musik, darunter eine Schweizer Erstaufführung neben bewährten «Klassikern». Das Programm macht dabei sowohl die inhaltliche also auch die formale Facettenvielfalt der zeitgenössischen Musikpraxis in Bern erlebbar.

Im zweiten Teil des Abends wird eine eben erst lancierte Initiative zur Gründung einer Plattform für kritische Reflexion der zeitgenössischen Musik vorgestellt: Im Sommer 2020 formierte sich in Bern eine Gruppe von Leuten der Praxis wie der Theorie, um einen zwischenzeitlich stillgelegten Echoraum wiederzubeleben. Mit der Einstellung der Zeitschrift dissonance/dissonanz ist Ende 2018 eine starke publizistische Stimme zur zeitgenössischen Musik verstummt, die den schweizerischen Diskurs während vieler Jahre geprägt hat. Im PROGR soll nun der symbolische Startschuss für ein Nachfolgeprojekt in der Gestalt eines neuen Online-Journals fallen: Unter dem Label partisan notes wird in Kürze ein Webportal für die internationale Publikation von Inhalten zur zeitgenössischen Musik freigeschaltet. In diesem Zusammenhang diskutieren Mitglieder der Redaktion mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Genres im Rahmen eines Podiumsgesprächs über «Musikpublizistik 2.0».
 

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