Wenn Krach zu Musik wird

Frage an meine Facebook-Bubble: Warum tun Dissonanz, Feedback und Geräusche, die eigentlich nichts mit Musik zu tun haben, manchmal so richtig gut? Tausend Dank an alle, die hier mitgemacht haben!

Stephan Greminger
Es ist der Makel, der die Schönheit erst perfekt macht.

Markus Wicker
Und wir empfangen jedes Signal mit Störungen, Nebengeräuschen. Rauschen, Feedback, Noise zur Musik replizieren und kommentieren so quasi unsere Situation als Empfänger der Message. Metamessage, sozusagen. Uff.

Ernst Hofacker
Weil sie Gefühle triggern und Aggressionen abführen können. Als ich ein Teenager war, hat mir das Gewalttätige/Schrille von Stücken von The Who oder auch Pink Floyd und White Noise geholfen, meine eigenen Frustrationen besser auszuhalten.

Niklaus Riegg
Die Geräusche in der Musik? Oder Geräusche im «Alltag», abseits der Musik?
Hanspeter Kuenzler
Geräusche, die als «Musik» präsentiert oder in konventionelle Musikstücke integriert werden. Wie zum Beispiel das digitale Vinylrascheln, das plötzlich auf jeder Trip-Hop-CD auftauchte und Wärme suggerieren sollte.
Niklaus Riegg
Eine spannende Frage, die ich mir so nie gestellt habe. Für mich sind alle Geräusche in der Musik, die bewusst dazu gefügt wurden, Musik.

Sebastian Hefti
nicht einmal nichts hat eigentlich nichts mit musik zu tun

Andi Gisler
Ich denke, Rockmusik im Speziellen wäre ohne «Dissonanz, Feedback und Geräusche» undenkbar und dies hat sehr wohl mit Musik zu tun. Durch Verzerrung wird harmonisch «einfache» Musik eben komplexer, weil Obertöne verstärkt werden, die bei «sauberem» Musizieren nicht hörbar sind. Eine Snaredrum funktioniert eigentlich gleich, da der Snare-Teppich den Klang komplexer und «harrig» macht.

Daniel Bosshard
Dissonant ist etwas nur so lange, bis man sich daran gewöhnt hat. Da sich Junge schneller an etwas Neues gewöhnen, eignen sich Dissonanzen oder Lärm/Geräusch hervorragend, um sich als Szene von der langweiligen Restwelt abzugrenzen. Beispiele: Teufelsakkord/Tritonus im Mittelalter, verzerrte Gitarren, Drum&Bass Geklapper, neuartiges Rap-Gemurmel.

Chrigel Fisch
Um es mit Björk zu sagen: «everything is music!», der Beweis!
https://youtu.be/R3V94ZtmdbQ?t=189

Chregi Müller
Weil immer nur Harmonie unglaubwürdig ist.

Juergen Asche
gute frage, vielleicht weil man so die musik noch mehr spürt? ist einfach schön, wenns knackt, rauscht und hallt, auch oder vor allem, wenn dazu noch eine sehnsüchtige melodie verfolgt werden kann. [Herzchen]

Stefan Strittmatter
Alles hat mit Musik zu tun.

Sascha Krüger
Noise, feedback, Störgeräusche, auch field recordings: für mich die audiophile Entsprechung von abstrakter Malerei. Und wer dafür ein Faible entwickelt, wird darin mehr Tiefe, Dynamik und intuitive Kraft entdecken als in jeder konventionellen, figürlichen und «sauberen» Darstellung. Bei mir lösen solche Neben- oder auch Dominanzgeräusche regelrecht synästhetische Reaktionen und Emotionen aus.

Samuel Blatter
Ich denke nicht, dass man das von der Musik trennen kann wie du es in deiner Fragestellung andeutest. Dissonanz ist ein unverzichtbarer Teil der Musik (so wie Schatten und Licht ohne einander nicht existieren können, braucht es auch Dissonanz für Konsonanz.) Sound/Klang ist ist die Grundlage überhaupt für Musik. Feedback und Geräusch gehören für mich zum Klang und sind eine Art extreme Überhöhung von Klanganteilen, die sonst vom «Wohlklang» übertönt werden. Funktioniert ja grundsätzlich auch akustisch mit der Stimme oder mit anderen Instrumenten. In der elektr(on)ischen Musik halt noch viel extremer, weil da einerseits selbst leise Anteile extrem laut gemacht werden können oder durch Übersteuerung/Effekte gar ein Eigenklang entstehen kann und andererseits die Lautstärke zusätzlich ein physisches Erleben des Klanges möglich macht.

Daenu Extrem
Die Gehirnhälften reagieren auf verschiedene Töne anders. Während die linke Hälfte eher auf Harmonie reagiert, ist die rechte Hälfte mehr für Geräusche zuständig. Die Mischung macht’s spannend!
http://www.scinexx.de/news/linkes-und-rechtes-ohr-hoeren-verschieden

Marc Unternährer
Warum sollen die nichts mit Musik zu tun haben?

Pop Ogö
Gewagte These ohne jede Beweisführung:
Für mich geht es irgendwie auf, wenn man das vom «Gegenteil» her denkt: Musik wird ja oft auch sehr spannend/stimmungsvoll/atmosphärisch usw., wenn viele/bestimmte Töne nicht gespielt werden, Pausen bleiben, die Stille zu «hören» ist … Im Umkehrschluss lassen sich, so zumindest mein Empfinden, auch Geräusche/Störungen/Noises erfahren, die nicht in die Musik «gehören» … Neben der schieren Überwältigung durch «Walls» u.ä. bei z.B. Sonic Youth, My Bloody Valentine, Jesus&MC

Daniel Gfeller
Dazu gibt es ganze Bibliotheken voll Literatur. Geräusch / Klang = Spiel mit Objekt / Subjekt? Dieser Mechanismus erzeugt Lust (Ja!), ähnlich wie Erotik, Glück etc. Der schlaue sound-designer setzt das bewusst zur Umsatz-Steigerung ein 🙂 Andere (young gods usw.) fördern damit den Kult/Grübel/cool Status. Und zur Dissonanz: tja, die liegt ganz im Ohr (Sensibilität/musikalische Bildung) des Hörers …

Thomas Widmer
Wenn das Nichts los so richtig nichts wär, hätte es keinen Namen.

Marcel Thomi
Ein richtiges Feedback tut niemandem gut, weder dem Ohr noch der Technik. Aber vermutlich meintest du was anderes.

Dieter Ammann
Frag Helmut!
https://www.gmth.de/proceedings/artikel/40.aspx

Roli Frei
Die Dissonanz lasse ich ab und zu wohltuend an meiner Seele zerren, befreit blockierte Seelenstränge aus einem Kokon der endlosen Harmonie oder auch Trägheit, weckt die andere Seite in mir, kitzelt das Schräge, Dunkle, das Absurde, oder auch das Grelle hervor.
Unabdingbar für das musikalisch-seelische Gleichgewicht.

Michael Sailer
Ich weiss nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=wlBIqfn6Rxs

Hans Rudolf Martin
… und in der Zwischenzeit warte ich auf einen neuen Song wie z. B. «Ruby Tuesday» von den Rolling Stones, 1967; über Radio im Stall meines Vaters mit jungen Kälbern empfangen in UKW-Qualität, im Hintergrund die gekühlten Milchkannen, in die frisch gezapfte Kuh-Milch floss …13 Jahre alt war ich mit 1/2 Jahr Gitarrenstunde Erfahrung bei Grieder Gitarrenunterricht in Liestal, Nylonseiten, meine Mutter hatte mich unterstützt; zum ersten Mal gehört und ich wusste, dieses Lied wird ein Hit.
Seit den Dire Straits und «Sultans of Swing», 1978 beim Vorbeiwandern aus einem Coffee-Shop in Amsterdam: gefragt und Auskunft bekommen, zusammen mit meinem alten Freund Martin, der anno 1976 nach New York auswanderte, aufgeschnappt, (und ich wusste, diese Band wird bekannt) seither ist verdammt wenig passiert …

Heinrich Zwahlen
Bring the noise!

Michael Schimek
Weil Krach weder falsch noch richtig ist. Eine falsch intonierte Note kann hingegen richtig weh tun.
 

Anmerkung der Redaktion: Der O-Ton wurde beibehalten. Hinsichtlich Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden meist die Editionsstandards der Schweizer Musikzeitung angewendet. Emojis können auf dieser Website leider nicht als Bilder angezeigt werden.

Link zum Bild