VMS und SMPV

Der Verband Musikschulen Schweiz ist der Dachverband der kantonalen Musikschulverbände und der Musikschule des Fürstentums Liechtenstein. Er feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen – ein guter Anlass, über das Verhältnis vom VMS und dem SMPV nachzudenken!

Der SMPV ist als Berufsverband der Musikpädagog*innen der Verband der Arbeitnehmer*innen und der Selbstständigerwerbenden, während der VMS die kantonalen Verbände und deren Musikschulen, also die Arbeitgeber vertritt. Beide Verbände setzen sich für eine hohe Qualität in der musikalischen Bildung in der Schweiz ein, beide wissen, dass diese Qualität auch etwas kostet und machen sich deshalb politisch stark für den Einsatz von genügend finanziellen Mitteln für die musikalische Ausbildung auf allen Stufen.
Ich unterhalte mich mit Philippe Krüttli, dem Präsidenten des VMS, über das Verhältnis unserer beider Verbände, darüber, wie sich unsere Zusammenarbeit entwickelt hat und darüber, wo er noch ein Verbesserungspotential in dieser Zusammenarbeit sieht:

Lieber Philippe, herzliche Gratulation zum Jubiläum und danke, dass du dir in dieser hektischen Jubiläumszeit Zeit für ein Gespräch nimmst! Wie siehst Du das Verhältnis unserer beider Verbände?
Philippe Krüttli: Wir verfolgen meist dieselben Ziele bezüglich guter Rahmenbedingungen für den Musikunterricht, die in den Musikschulgesetzen, Kulturverordnungen und deren Ergänzungen verankert sind. Beide Verbände kämpfen gegen Lohndumping im Bereich der musikalischen Bildung; wir müssen aber zugeben, dass die Lohnstruktur von Kanton zu Kanton noch sehr unterschiedlich ist. Und wir setzen uns für eine bessere Anerkennung unseres Berufsstands auf allen Ebenen der Gesellschaft ein.
Teilweise konkurrieren eure Mitglieder mit ihrem Privatunterricht natürlich auch unsere Musikschulen. Wenn diese Aktivitäten geregelt sind und überwacht werden, ist das aber nicht nur negativ. Konkurrenz belebt das Geschäft.

Es stimmt, unsere Privatunterrichtsplattform, mein-musikunterricht.ch, funktioniert recht gut, aber es sind v.a. Erwachsene, die dort Unterricht suchen. Ausser im Kanton Schaffhausen können wir ja keinen subventionierten Unterricht anbieten. Und ich denke, der Privatunterricht ist dann interessant, wenn man Unterricht bei einer ganz bestimmten Lehrperson möchte oder wenn man z.B. seine Ferien nicht nach den Schulferien richten will. Privatunterricht erlaubt mehr Flexibilität.
Das ist genau, was ich meine: Euer Angebot (wie übrigens auch die gesamte gesellschaftliche Entwicklung) zwingt die Musikschulen dazu, ihr Angebot zu überdenken und flexibler zu werden. Heute bieten Musikschulen auch flexible Abonnements, Kammermusikkurse für Erwachsene, andere Formen des Ensemblespiels und ähnliches an. Und immerhin habt ihr im Gegensatz zu anderen Plattformbetreibern dieselben Qualitätsstandards wie wir: eure Lehrpersonen sind als Musiklehrer*innen ausgebildet, und mit den SMPV-Tarifen setzt ihr auch ein Zeichen gegen Lohndumping.

Wo funktioniert unsere Zusammenarbeit schon gut?
Wir sind z. B. beide Gründungsmitglieder der Pensionskasse Musik und Bildung und wir begleiten partnerschaftlich die Programme Jugend und Musik und Junge Talente Musik. So trafen wir in einer vom Bund beauftragten Expertenkommission zur Erarbeitung von Bewertungskriterien für begabte Schüler*innen auf SMPV-Mitglied, Markus Hochuli, und ich erinnere mich auch daran, dass sich die Co-Präsidentin des SMPV, Annette Dannecker, für die Ausarbeitung des Berufsprofils des VMS «begeistern – begleiten – befähigen» engagiert hat. Ausserdem arbeiten wir eng zusammen, wenn es um den Erhalt der Schweizer Musikzeitung geht.

In welchen Bereichen haben wir doch Meinungsverschiedenheiten angesichts unserer Aufgaben als Arbeitgeber- respektive Arbeitnehmerverband?
Ich sehe keine großen Meinungsverschiedenheiten. Ihr nehmt eure gewerkschaftliche Rolle wahr, und wir achten darauf, dass die Interessen unserer Musikschulen und ihrer Mitarbeitenden im Rahmen unserer vertraglichen Grenzen gewahrt werden. Ich glaube ja nicht, dass Du als Präsidentin des SMPV Bern schon oft in schwerwiegenden Konflikten in unseren Musikschulen eingreifen musstest, oder?

Nur kürzlich einmal, aber du hast  recht, es gibt meist nur einzelne Probleme von einzelnen Mitgliedern mit ihrer Musikschulleitung, die sich meist leicht aus der Welt schaffen lassen.
Wie stehst Du zum Thema GAV? Einen GAV auszuhandeln gibt viel Arbeit, aber er würde ein grösseres Verständnis von Schulleitung und Lehrpersonen für die Position des anderen schaffen und Probleme wie das einer fehlenden Ombudsstelle lösen.
Das wird immer wieder diskutiert. Der Kanton Waadt hat in zweijähriger Arbeit mit dem Lehrkörper der Musikschulen einen GAV ausgehandelt. Aber in Kantonen, in denen die Musikschulgesetze gut durchdacht sind und die Personalreglemente der Musikschulen die Rechte ihrer Mitarbeiter genau definieren, drängt sich ein GAV nicht unbedingt auf.

Ich weiß, dass der Fachkräftemangel an Musikschulen ein Thema beim VMS ist, der auch uns Sorgen macht. Wie kann man diesem entgegenwirken?
Die verschiedenen Umfragen, die wir durchgeführt haben, und die Rückmeldungen, die wir von zahlreichen Musikschulen erhalten, zeigen eine besorgniserregende Situation, insbesondere für Fächer wie Klavier oder Gitarre. Wir stehen in Kontakt mit der KMHS, um Lösungen zu finden: Weiterbildung als Ergänzung zur Grundausbildung, die Frage, wie Personen ohne Master-Abschluss in Pädagogik spezifische Qualifikationen erwerben können oder die Arbeit an Praktikumsmodulen, die den Übergang vom Studium zum Beruf erleichtern, sind unsere nächsten Ansatzpunkte, um die Situation zu verbessern.

Philippe Krüttli, Präsident des VMS                                                                                                                                             ©️VMS

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