Blick in Faurés Werkstatt

Rezension: Eine neue Ausgabe der Violinsonate op. 13 ermöglicht eigene Entscheidungen bezüglich Bindung und Dynamik.

Gabriel Fauré, Ölbild von Ernest Joseph Laurent, wikimedia commons

Zu Recht hat der eine halbe Generation ältere Camille Saint-Saëns die1877 erschienene erste Violinsonate von Fauré überschwänglich gelobt: «… und über allem schwebt ein Zauber, … der die Masse der gewöhnlichen Zuhörer dazu bringt, die wildesten Kühnheiten als ganz normale Sache zu akzeptieren …» Sie steht ganz vorne im Repertoire der Konzertierenden. Fauré war 1774 zum Sekretär der Société nationale de musique berufen worden, die sich dem «renouveau» des französischen Musiklebens verschrieben hatte im Wettstreit zur deutschen Instrumentalmusik. Dies steht unter Anderem im interessanten Vorwort dieser Neuausgabe. Der Urtext von Henle vergleicht den Erstdruck von Breitkopf & Härtel mit den autografen Skizzen und zeigt Differenzen in Bindebogen und Dynamik auf, die beim Erarbeiten des Werkes zu erwägen sind; es ist ein Blick in Faurés Werkstatt. Neben der Urtext-Violinstimme steht eine Einrichtung von Igor Ozim zur Verfügung. Ozim sucht die richtigen Farben der Saiten auf und passt die Bogenstriche der Dynamik an. Manchmal verwendet er vorsichtige Saitenwechsel für spannende Intervalle, die expressiver auf einer Saite wirken würden.

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Gabriel Fauré
Sonate Nr. 1 A-Dur op. 13
Urtext hg. von Fabian Kolb
mit zusätzlicher bezeichneter Violinstimme von Igor Ozim
Partitur und Stimmen
HN 980, € 21.00
G. Henle Verlag, München 2012

 

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