Teilchen, Wellen, Kristalle

Neben Werken von Chaya Czernowin und Ludwig van Beethoven gelangte Michael Pelzels zweites Streichquartett zur Uraufführung.

Quatuor Diotima und Jack Quartet spielen «Anea Crystal». Foto: Georg Anderhub/Lucerne Festival,Foto: Vinzenz Niedermann

Dass die seitlichen Kirchenfenster, durch die das Licht hereinfiel, verschieden farbige Puzzleteile zeigten, schien sehr zum Konzertprogramm zu passen, das unter dem Titel Revolution Kammermusik 2 am Morgen des 24. August in der Luzerner Lukaskirche stattfand. Das französische Quatuor Diotima und das amerikanische JACK Quartet präsentierten die Schweizer Erstaufführung des Werkes Anea Crystal der israelischen Komponistin Chaya Czernowin, dieses Jahr Composer in Residence beim Lucerne Festival, die Uraufführung des Streichquartetts vague écume des mers des Schweizer Komponisten Michael Pelzel, das als Auftragswerk für das Lucerne-Festival entstanden ist, und das Streichquartett cis-Moll op. 131 von Ludwig van Beethoven.

Aus Zweien wird ein Drittes
Zwei Puzzleteile, die perfekt ineinandergreifen und so etwas Drittes ergeben, hat Chaya Czernowin mit Anea Crystal aus dem Jahr 2008 geschaffen. Fasziniert von der Perfektion von Kristallstrukturen hat sie zwei Streichquartette komponiert, die sich so ergänzen, dass sie gleichzeitig gespielt, ein Oktett bilden. Der erste Teil Seed I, gekonnt präsentiert vom Quatuor Diotima, beginnt mit einem Motiv der Bratsche, das an orientalische Klänge erinnert. Es verliert sich im Folgenden in Glissandi und Tonrepetitionen, die weitaus weniger Lücken lassen, als das Konzept der ineinandergreifenden Streichquartette erwarten liesse.
Die vier Musiker des JACK Quartets widmeten sich konzentriert und präzise den etwas wilderen, raueren und stärker auseinanderstrebenden Klängen von Seed II. Gern hätte man gleich im Anschluss gehört, wie das Experiment der zusammengefügten Teile ausgehen würde. Die beiden Ensembles setzten sich jedoch erst später zum Oktett für Chaya Czernowins Anea zusammen. Motive und Charakter der Einzelstücke blieben erkennbar und ragten als solche aus dem Gesamtklang hervor. Darüber hinaus entstand jedoch ein Eindruck von breiter Flächigkeit, bei der man sich manchmal etwas mehr Transparenz, mehr Pausen und Stille gewünscht hätte.

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Michael Pelzel

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