Kontrabassklarinette und Beethoven-Rezeption unter der Lupe

Die Studie «Contrabassclarinet Extended» hat zum Ziel, die Qualität des Instruments zu steigern, während sich die Untersuchung «Vom Vortrag zur Interpretation» mit der Rezeption von Beethovens Klavierwerk im 19. Jahrhundert beschäftigt.

Thomas Siepmann / pixelio.de

Die Kommission für Technologie und Innovation hat ein interdisziplinär angelegtes Projekt unter dem Titel Contrabassclarinet Extended bewilligt. Mit der Firma Segelke+Partners GMBH als Praxispartner entwickeln die Hochschule der Künste Bern und das Departement Technik der Berner Fachhochschule eine neue Kontrabassklarinette zu einem serienreifen Prototypen. Das Projekt basiert auf einem von der Berner Fachhochschule finanzierten Entwicklungsprojekt Contrabassclarinet Unlimited (2013-14).
Die neue Kontrabassklarinette soll die mangelnde klangliche und technische Qualität des Instrumentes überwinden, und zwar unter einer radikal neuen Prämisse: Durch die Ersetzung der traditionellen Mechanik mittels sensorisch-dynamischer Tasten und Motorklappen sind keine Kompromisse hinsichtlich der Setzung der Tonlöcher mehr nötig. Klang und Intonation werden markant verbessert und neue Schnittstellen für Komponisten und Interpreten, ja selbst für Medien-Kunst geschaffen. Das von Ernesto Molinari angestossene Projekt wird von Roman Brotbeck verantwortet und von Christoph Schnyder geleitet.

Wie das «lange 19. Jahrhundert» Beethovens Klavierwerk rezipierte, erforscht das neue SNF-Projekt Vom Vortrag zur Interpretation, das von Thomas Gartmann erfolgreich eingegeben wurde: Von beiden Enden her untersuchen zwei eng verzahnte Dissertationen, wie sich nach Beethovens Tod interpretatorische Praktiken verändert und weiterentwickelt haben und damit zu einem massgeblichen Teil noch heute unser heutiges Beethoven-Bild prägen: Leonardo Miucci geht dabei von Ignaz Moscheles’ Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Klavierschulen aus und vergleicht dazu die beiden grossen Beethoven-Editionen, die er in den 1830er-Jahren für den englischen und zwanzig Jahre später für den deutschen Markt anfertigte. Manuel Bärtsch wertet Aufnahmen mit Welte-Mignon-Rollen und frühe akustische Einspielungen aus und kontextualisiert sie historisch wie ästhetisch. Im Fokus beider Studien, die im Rahmen der Graduate School of the Arts erarbeitet und von Michael Lehner musiktheoretisch begleitet werden, stehen Artikulation, Dynamik, Agogik, Pedalisierung, (Umsetzung von) Vortragsbezeichnungen, Tempo und Metronomisierung.

Ausserdem wurde die HKB eingeladen, beim EU-Projekt Experimentation versus Interpretation: Exploring New Paths in Music Performance in the Twenty-First Century des European Research Council & Orpheus Institute, Ghent, teilzunehmen. SNF-Förderungsprofessor Kai Köpp wird dabei als ständiger Experte wirken und sich mit einer Untersuchung von historischen Aufnahmen aus dem Schönberg-Kreis beteiligen.

Schliesslich hat Tobias Pfleger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der HKB, an der Hochschule für Musik Karlsruhe mit der Dissertation Entschlackte Romantik? Die Sinfonien von Robert Schumann in den Interpretationen historisch informierter Aufführungspraxis mit dem Prädikat «summa cum laude» promoviert.
 

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