Digitalizzazione: Studieren und Digitalisierung

In dieser Ausgabe geht es nochmals um das Thema der Digitalisierung, nun mit einem Kooperationsbeispiel aus dem Tessin sowie den Möglichkeiten telematischer Formate in Zürich. Ergänzend dazu die Statements von zwei Studierenden, wie sie die Digitalisierung erleben.

Nadir Vassena — Cosa significano veramente «digitale», «digitalizzazione» nell’ambito musicale artistico e didattico? A questa domanda i più rispondono con degli esempi di applicazioni. Anche all’interno della Scuola universitaria del Conservatorio della Svizzera italiana ci sono esperienze che sfruttano le possibilità offerte dalle cosiddette «nuove» tecnologie. Se già da anni gli studenti le adottano – per esempio per registrarsi e valutare a freddo l’esecuzione di un brano (o la gestualità, nel caso di un aspirante direttore d’orchestra) – le prime iniziative originali per integrare musica e tecnologia sono quelle sviluppate da Spazio21, l’unità che si occupa della realizzazione di progetti interdisciplinari e attività legate soprattutto alla creazione contemporanea. I nostri progetti partono da esigenze molto concrete. Ad esempio, in ambito didattico abbiamo sviluppato un programma per l’ear training, modellato sulle richieste del nostro corso di ascolto per il bachelor e modificabile in base al livello di preparazione e alle necessità di apprendimento del singolo studente. Dopo la realizzazione di un primo prototipo (TiAscolto) distribuito come software, stiamo ora portando il prodotto sul web (SOLO: ear training web app) grazie alla preziosa collaborazione con il Software Institute della Facoltà di Informatica dell’Università della Svizzera italiana. Il materiale, in continuo aggiornamento, è liberamente disponibile sulla piattaforma empiricalbox.ch.

Ma la digitalizzazione non è solo un insieme di tecnologie. Per la musica l’avvento del digitale ha rappresentato un cambiamento epocale. Il settore è stato tra i primi in cui la conversione dall’analogico al digi- tale ha comportato non solo una modifica della tecnica impiegata per rappresentare il segnale sonoro – anche le partiture! – ma, di conseguenza e progressivamente, di tutta la produzione, la distribuzione e la fruizione. Di molti di questi processi non si è spesso consapevoli. Da un lato il formato digitale apre nuove opportunità di creazione, trasmissione, diffusione e condivisione ma contemporaneamente bisogna ricordarsi che queste operazioni – per esempio la catena di traduzioni analogico/ digitale – non sono mai neutrali.

EAR: Electro Acoustic Room

Per rendere attenti ai cambiamenti di paradigma in atto nella creazione e ricezione della musica elettronica – che in grandissima misura vive proprio dello sviluppo tenologico degli ultimi decenni – è nata EAR: Electro Acoustic Room, una serie di concerti dedicati alla musica acusmatica. Ormai giunta alla quarta stagione, questa coproduzione fra Conservatorio e LuganoMusica si concentra sul repertorio di musica su supporto che, proprio grazie alle facilità offerte dal digitale, è possibile diffondere e spazializzare efficacemente. Un compito complesso quello della diffusione, che richiede un’attenta interpretazione dell’opera e che trasforma ogni altoparlante in un vero e proprio strumento musicale. Per fare tutto ciò in modo rispondente alle nostre esigenze specifiche, abbiamo sviluppato un software che, concerto dopo concerto, continuiamo a perfezionare, sempre convinti che la «digitalizzazione» nella formazione va di pari passo con l’acquisizione della consapevolezza delle tecnologie che ci circondano.

Nadir Vassena

… è Professore di composizione alla Scuola universitaria di Musica del Conservatorio della Svizzera italiana e Responsabile di Spazio21.

 Timo Waldmeier, was bedeutet für Sie individuell Digitalisierung?

Digitalisierung bedeutet für mich Zentralisierung, Entmaterialisierung (in Bezug auf Noten) und höhere Geschwindigkeit bei der Informations-, Notenbeschaffung und in der Kommunikation. Sie kann aber gleichzeitig auch einen Bezugsverlust zur Realität und zur Materie begünstigen.

Worin sehen Sie Gefahr und Nutzen der Digitalisierung im Kontext der musikalischen Ausbildung oder der musikalischen Ausübung?

Ich denke, die Gefahr in der Digitalisierung besteht darin, dass sie unser Stresslevel durch zu häu-fige Erreichbarkeit und die dadurch möglich gemachte, zu kurzfristige Organisation massiv erhöhen kann. Ich versuche also, die Effizienz und die Zentralisierung der Digitali- sierung zu nutzen. Ich muss dabei allerdings darauf achten, dass ich arbeitsfreie und unerreichbare Zeiten viel aktiver gestalte und in meinen Alltag einbaue, um ihren «Gefahren» zu trotzen. 

Timo Waldmeier

… studiert Chorleitung an der Hochschule für Musik FHNW Basel.

Michelle Süess, wie hat die Digitalisierung Ihr Leben in den letzten Jahren verändert?

Einerseits hat die Digitalisierung meine Kommunikation verändert: Dadurch, dass die meiste Kommunikation bei mir durch Emails, SMS und Nachrichten-Apps erfolgt, welche alle mit dem Smartphone bedienbar sind, habe ich in den letzten Jahren immer mehr gespürt, wie die Erwartung an eine schnelle Antwort (bei mir, aber auch bei meinen Gegenübern) stieg. Andererseits ermöglicht die Digitalisierung den vereinfachten Zugang zu spezifischen Informationen und die Möglichkeit einer einfachen Verwaltung von Unterlagen. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich spezifische Informationen für beispielsweise Recherchearbeiten nicht mehr (nur) durch stundenlanges Wälzen von Büchern, sondern auch durch das Suchen und Recherchieren im Internet finden kann. Auch finde ich es sehr praktisch, meine Unterlagen wie Unterrichtsmaterial, Arbeitsmaterial etc. immer auf meinem Laptop dabei zu haben, ohne immer alles zusammensuchen zu müssen.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf Ihr Studium resp. Ihre Laufbahn?

Da im Studium sehr viel durch Emails und auch teilweise durch Moodle kommuniziert wird, ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten und herauszufiltern, was wirklich wichtig ist. So gehen bei mir persönlich beispielsweise durch Emails kommunizierte Hausaufgaben/Informationen schneller unter als in der Stunde mitgeteilte. Einen Einfluss hat die Digitalisierung auch bei der Kommunikation der Werbung für Konzerte/Auftritte/Anlässe. Der Gebrauch der digitalen Plattformen und Medien zur Streuung von Flyern oder zum Einladen von Gästen ist sehr effektiv und inzwischen sehr wichtig. Im Bereich der Gehörbildung wird die Digitalisierung viel genutzt. So können zum Beispiel Melodiediktate bei uns individuell auf einem Gerät abgespielt werden. Die Lehrperson braucht die Melodie nicht jedes Mal am Klavier zu spielen, und die Studierenden können das Diktat in ihrem Tempo lösen.

Michelle Süess

… macht den Bachelor of Arts in Musik und Bewegung an der Musikhochschule Basel FHNW.

Patrick Müller — Estelle Lacombe studierte an den Universitäten von Zürich und Paris – allerdings ohne sich von ihrem Zuhause in Lauterbrunnen ob Interlaken fortbewegen zu müssen. Dies war 1951 – wenn auch nur in der Vorstellung eines Science Fiction-Autors, Albert Robida, der seinen Roman «La Vie Electrique» 1890 veröffentlichte. Estelle kommuniziert und studiert darin vermittels des sogenannten «Téléphonoscope», also eines Geräts, das dem heutigen Videochat entspricht. Was Ende des vorletzten Jahrhunderts noch in einer fernen Zukunft lag, ist inzwischen Alltag geworden – nicht nur auf einer technischen Ebene, sondern etwa auch im Hinblick darauf, wie die breite und schnelle Verfügbarkeit des Wissens die Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden prägt. Gerade digitale Medien ermöglichen den sekundenschnellen Zugriff auf Wissensbestände unterschiedlichster Herkunft, die möglichen Autoritäten und Kanons haben sich vervielfacht. Heutige Studierende, Digital Natives, wissen dies mit grosser Selbstverständlichkeit und produktiv zu nutzen.

Telematische Formate 

Seit rund sechs Jahren erkundet eine Gruppe von Musikern, Künstlerinnen und Technikern, unter der Leitung von Matthias Ziegler und Patrick Müller, an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Möglichkeiten, welche sich aus telematischen Formaten ergeben können. Darin werden Räume, die an geographisch unterschiedlichen Orten liegen, über das Internet so miteinander verbunden, dass Musikerinnen und Musiker (aber auch Schauspielerinnen, Tänzer, etc.) über Distanz in Echtzeit interagieren können: Ein Videochat also, in dem nun aber die digitalen Kommunikationstechnologien so eingesetzt werden, dass sie auch einen Austausch auf musikalisch-künstlerischer Ebene möglich machen. Das Projekt wurde in den letzten Jahren vom SNF unterstützt. Bisherige telematische Konzerte zwischen Zürich und Orten wie Bern, Belfast, San Diego oder Hong Kong haben gezeigt, dass nur ein sorgsamer Zugang künstlerisch sinn- und wertvolle Situationen schaffen kann. Erst das Wissen über technologische Möglichkeiten und Erfahrungen in der Gestaltung des szenischen Arrangements von vermittelnden Bild- und Klangmedien ermöglicht Musikerinnen und Musikern eine produktive Zusammenarbeit über geographische Entfernungen.

Diese Erfahrungen aus künstlerischer Perspektive werden an der ZHdK nun auch für pädagogische Settings produktiv gemacht. Einerseits wird der Umgang mit telematischen Mitteln und deren Ästhetik selbst über ein im Aufbau befindliches Online-Lerntool vermittelt. Andererseits interessieren Verwendungsweisen, die sich von den gängigen Vermittlungsformen im Online-Learning, die oft eine One-to-many-Struktur haben, unterscheiden (Webinars beispielsweise oder MOOCs): In Few-to-few-Settings beispielsweise können im Improvisationsunterricht Kleingruppen von verschiedenen Hochschulen zusammengeführt werden, kulturelle Differenzen der verschiedenen Standorte werden zum Thema. Im instrumentalen Einzelunterricht – one-to-one – schliesslich hat sich gezeigt, wie instrumentenspezifisch die entsprechenden Unterrichtsumgebungen gestaltet werden müssen: Im Gesangsunterricht etwa ist die Repräsentation des ganzen Körpers zentral, Cellistinnen und Cellisten hingegen benötigen eine Bildeinstellung in der Videoübertragung, welche die Bogenbewegung aus einem repräsentativen Winkel zeigt. Wertvoll hat sich ausserdem erwiesen, dass das ungewöhnliche Setting von selbst zu einer produktiven Selbstreflexion der Unterrichtspraxis führt, bei Lehrenden wie Studierenden. Und es gilt, Ausbildungsmodelle zu entwickeln, die telematischen Einzelunterricht nicht als ausschliessliches, aber als ergänzendes – und bereicherndes – Mittel verstehen.

Patrick Müller

… ist Leiter Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK.

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