East Meets West Doppeltagung

Am 6. und 7. Mai 2022 veranstaltet die Sektion Zürich der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Institute for Music Research der ZHdK im Toni-Areal eine Doppeltagung zu zwei anscheinend unvereinbaren Themenbereichen: Arnold Schönberg als Lehrer und musikalische Byzantinistik.

Dominik Sackmann, Lukas Näf — Arnold Schönberg, dessen Biographie von Wien nach Los Angeles, also von Ost nach West, verlief, war als Kompositionslehrer berühmt. Seine bekanntesten (und ersten) Privatschüler waren Alban Berg und Anton Webern in Wien. Ab 1925 bildete sich an der Preussischen Akademie der Künste in Berlin ein grosser Kreis von Studenten um ihn. Nach der Emigration war Schönberg in New York und vor allem in Los Angeles finanziell angewiesen auf Unterrichtsmöglichkeiten. Darum betreute er bis zu seinem Tod (1951) junge Komponisten und Komponistinnen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und Lebenszielen. Schönberg selbst schrieb ja in seiner Harmonielehre (1911), er habe sie «von seinen Schülern gelernt». Viel zu wenig weiss man jedoch über die Details seines Unterrichts: Wie spielte dieser sich ab, wie kommunizierten Lehrer und Schüler miteinander, welchen Anteil hatte die grundlegende Handwerkslehre, worauf legte Schönberg wert, wie gross war der Einfluss seiner eigenen Ästhetik auf seine Schüler? Behandelte Schönberg seine Studierenden alle gleich? Wie haben die Schülerinnen und Schüler Schönberg als Lehrer erlebt und das Gelernte später verarbeitet? Antworten auf solche Fragen können nur Untersuchungen zu einzelnen Komponistinnen und Komponisten sowie zu deren Erinnerungen und musikalischen Werken liefern.

Zillig, Wellesz, Skalkottas, Schmid, von Hannenheim

Iris Eggenschwiler (Zürich) wird einen Einblick über das bislang Erforschte zu Schönbergs Schülerkreis und zur Unterrichtspraxis des «Meisters» vermitteln. Völlig gegensätzliche Komponisten, die Schönbergs Unterricht zu unterschiedlichen Perioden in Wien oder Berlin erlebt haben, stehen im Zentrum von vier Porträts: Lukas Näf (Zürich) über den Schweizer Erich Schmid (1907–2000), Christian Lemmerich (Würzburg) über den deutschen Komponisten Winfried Zillig (1905–1963), Ludwig Holtmeier (Freiburg i. Br.) über den aus Siebenbürgen stammenden Norbert von Hannenheim (1898–1945) und Nina-Maria Wanek (Wien) über Nikos Skalkottas (1904–1949) aus Griechenland.

Über Nikos Skalkottas kam Schönberg zweifellos in Kontakt mit der Musik aus dem ägäischen Raum. Den Blick über die Grenzen Europas hinaus gewährte ihm aber besonders sein früher Wiener Schüler Egon Wellesz (1885–1974), der ab 1920 den Forschungszweig der musikalischen Byzantinistik mit epochemachenden Erstentzifferungen recht eigentlich begründete. In diesem Sinn pflegte der Kreis um Schönberg also durchaus Beziehungen von West nach Ost.

«Missa Graeca» – Berührungspunkte von östlichem und westlichem Liturgiegesang

Zu Beginn wird Nina-Maria Wanek (Wien) eine Einführung in die Besonderheiten und die Geschichte des byzantinischen Gesangs geben. Die Choralschola der ZHdK unter der Leitung von Stephan Klarer wird anschliessend die gegensätzlichen Klangwelten von byzantinischem und gregorianischem Liturgiegesang live hörbar machen. Der zweite Teil des Abends widmet sich der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit der «Missa Graeca», einer mittelalterlichen Zusammenstellung gregorianischer Gesänge mit griechischem Text.

Byzantinische Gesänge

Zürich, Freitag, 6. Mai 2022, 18.00–21.30 Uhr, Zürcher Hochschule der Künste (Toni-Areal), Pfingstweidstrasse 96, Raum 7.K06, Konzertsaal 2 (Orgelsaal), Ebene 7

Byzantinische Gesänge – «Missa Graeca»: Referate von Nina-Maria Wanek (Wien) und Präsentation westlicher und östlicher Gesänge mit der Choralschola der ZHdK (Ltg.: Stephan Klarer)

Arnold Schönberg als Lehrer

Zürich, Samstag, 7. Mai 2022, 9.30–16.00 Uhr, Zürcher Hochschule der Künste (Toni-Areal), Pfingstweidstrasse 96, Raum 3.K01, Ebene 3

Arnold Schönberg als Lehrer: Referate von Iris Eggenschwiler (Einführung) 9.30, Lukas Näf (Erich Schmid) 10.15, Ludwig Holtmeier (Norbert von Hannenheim) 11.15, Nina-Maria Wanek (Egon Wellesz und Nikos Skalkottas) 14.00, Christian Lemmerich (Winfried Zillig) 15.00.

Weitere Informationen unter:

> www.zhdk.ch/forschung/imr

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