Ein Männerchor geht neue Wege

Mitte März brachte der Chor viril Surses das Konzertprojekt «Rieischs» in Savognin, Chur und Bern zur Aufführung.

Rainer Held bei einer der Schlussproben mit Flurin Caduff und der Kammerphilharmonie Graubünden. Foto: zVg

Rainer Held, der diesen öfter an Sängerfesten ausgezeichneten, altehrwürdigen Bündner Chor leitet, hatte schon 2018 zu planen begonnen. Die Corona-Pandemie legte das Projekt «Rieischs» (dt. Wurzeln) aber vorübergehend lahm. Nun endlich konnte es der Chor viril Surses mit der Kammerphilharmonie Graubünden und dem Bassbariton Flurin Caduff als Solist einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.

Neues Werk für zeitloses Heimatgefühl

Die Idee war von Anfang an, romanisches Liedgut zum Thema «Wurzeln» nicht nur von einst, sondern auch von heute sinfonisch zu bearbeiten. Das Hauptwerk, welches der Chor dafür in Auftrag gab, ist eine 40-minütige Neukomposition von Philip Henzi und trägt den Titel Rieischs Surmiranas. Die Gegend, aus der der Chor kommt, wird «Surmeir» genannt. Henzi ist ein sehr versierter Komponist und Arrangeur, er leitet das Swiss Jazz Orchestra und ist Dozent für Jazz an den Musikhochschulen in Bern und Lausanne.

Für dieses Stück machte sich zuerst eine kleine Gruppe von Sängern auf die Suche nach geeigneten Volksliedern. Aus 20 wurden sieben ausgewählt und von Henzi für sein Werk arrangiert. Zwischen diese sieben Arrangements eingeflochten wurden drei neue A-cappella-Kompositionen, welche der Männerchor bei jungen Bündner Musikschaffenden in Auftrag gab: Katharina Mayer (*1982), Mario Pacchioli (*1981) und Flavio Bundi (*1987). Vertont wurden Gedichte der jungen Bündnerin Dominique Caglia-Dosch (*1995).

Nach und nach entstand so ein Gesamtwerk mit der Dramaturgie «Die Heimat lobsingen – in die Fremde gehen – dort leben und Wurzeln schlagen oder mit grossem Heimweh und Sehnsucht nach Hause kommen – die Heimat wieder lobsingen». Das Thema Heimatliebe ins Zentrum zu stellen, passt bestens zu den Bündnern. Sie haben nicht nur ein wunderschönes Zuhause in den Bergen, sondern besingen dieses bis heute auch freudig.

Beeindruckende Gesamtheit

Die Aufführung vom 17. März in der ausverkauften Martinskirche Chur geriet zu einem echten Ereignis. Die Klangkraft und Agilität des Chores war beachtlich, und die romanische Sprache verlieh der Musik einen leicht archaischen Tonfall. Flurin Caduff setzte sich vom sonoren, unter den Registern gut ausbalancierten Chorklang mit seinem warm strahlenden Bass-Bariton eindrücklich ab.

Henzis Umgang mit den traditionellen Liedern ist von erfrischender Einfachheit und harmonischer wie rhythmischer Raffinesse. Chor und Orchester meisterten diese Musik jedenfalls bestens. Und die drei neuen A-cappella-Stücke trugen zwar je eine eigene Handschrift, fügten sich aber stimmig ins Ganze. Das Publikum bedankte sich für diesen originellen und beeindruckenden Abend mit einer Standing Ovation. Radio SRF hat das Konzert aufgezeichnet.

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