m4music: Fortschritte in Fragen der Awareness

Die 25. Ausgabe des Musikfestivals m4music vermochte mehr Publikum und Professionals anzuziehen denn je. Der Event will auch zukünftig auf Themen wie Diversität und Nachhaltigkeit setzen.

Anuk Schmelcher gewann die diesjährige Demotape Clinic. Foto: Flavio Leone

Das Popmusikfestival des Migros Kulturprozents, m4music, hat bei seiner 25. Ausgabe nochmals zugelegt: Der zweitägige Event im Zürcher Schiffbau zog diesen März fast 1500 Professionals und insgesamt über 6000 Musikfans an. Dass man im Vergleich zum Vorjahr rund 2000 Gäste mehr begrüssen durfte, freut Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee. «Bezüglich unserer Kapazitäten sind wir jetzt allerdings nahe am Plafond.» Ob man noch ein weiteres Wachstum anstreben solle, sei eine der zentralen Fragen, die es in den kommenden Monaten zu beantworten gelte.

Präsenz in der lateinischen Schweiz

Laut Schnyder war die diesjährige Festivalausgabe ausgesprochen schön, bunt und nicht zuletzt äusserst divers. «Dies spiegelte sich nicht nur im Musikprogramm und unserer Demotape Clinic, sondern auch in der Conference wider.» Wie schon 2022 verzichtete das m4music erneut darauf, ihr Festival in der Romandie zu eröffnen. Stattdessen ist man unverändert bemüht, dort unter dem Jahr Präsenz zu zeigen. «Im November waren wir mit einer Diskussionsrunde am Genfer Festival ‹Les Créatives› vertreten und übertrugen von dort aus auf Couleur 3 drei Konzerte.

Und vor zwei Monaten tauschten sich rund 100 Professionals bei einem m4music-Event in Lugano zur Frage aus, wie kleinere Städte die Musikszene fördern könnten.» Aus Schnyders Sicht war der Anlass im Tessin nicht nur ein wirksames Signal für die Szene vor Ort, sondern auch an die verantwortlichen Kulturförderungsinstitutionen der Region. «Für 2024 wollen wir uns grundsätzlich überlegen, wie es mit unseren Aktivitäten in der Romandie weitergehen soll und was wir als Extra bieten können.»

Ein Festival im Lernprozess

Diverse Festivalinhalte – darunter auch einige Panels – lassen sich auf der Webseite von m4music, dessen Soundcloud oder You-Tube-Kanal entdecken. «Aber trotz Digitalisierungsschub haben wir davon abgesehen, uns zu einem hybriden Event zu machen», hält Schnyder fest. Nicht zuletzt deshalb, weil ein derartiges Unterfangen zu aufwendig wäre. Gemäss Medienmitteilung sei am diesjährigen m4music ein grosser Wille spürbar gewesen, gemeinsam Fortschritte in Fragen der Diversität und Awareness, der Nachhaltigkeit sowie der sozialen Gerechtigkeit zu erzielen. «Wir befinden uns in einem Lernprozess, das ist uns bewusst. Klar ist auch, dass wir diesbezüglich weiter voranschreiten müssen.» In Sachen Flugreisen von geladenen Gästen und Performern verfüge das m4music noch über keine klaren Guidelines. «Vergleiche ich jedoch die heutige Anzahl der Flugreisen unserer Gäste mit derjenigen von vor der Pandemie, dann sind es markant weniger geworden.»

Vom Wert der Musik

Während beim Networking-Workshop «Crossing the Röstigraben» darüber diskutiert wurde, wie die Musikszene die Kluft zwischen der Deutsch- und der Westschweiz respektive dem Tessin überbrücken kann, drehte sich das Panel «Tomorrow’s Warriors» um die Frage, was die hiesige Jazzszene unternehmen muss, um vermehrt die junge Generation anzusprechen. Musikerin Julie Campiche stellte einst mit Schrecken fest, dass ihre kleine Tochter überzeugt war, das Saxofon sei kein Instrument für Mädchen, sondern ausschliesslich für Jungs. Campiche führte dies vor allem darauf zurück, dass zu wenige Frauen als Lehrpersonen an den hiesigen Ausbildungsstätten angestellt seien. «Wenn wir anerkennen, dass wir in dieser Hinsicht ein Problem haben, wäre das ein erster Schritt.»

Derweil wurde beim Panel «Welchen Wert hat Musik?» vor allem darüber debattiert, inwiefern Pop im Jahr 2023 Wertschätzung erfährt. Kulturwissenschaftler Maximilian Jablonowski bemerkte, mit Pop werde derzeit wieder vermehrt Geld umgesetzt, und warf die Frage auf: «Ist Pop überhaupt noch kreativ?» WoZ-Redaktorin Bettina Dyttrich bezeichnete das derzeitige Popmusik-System als «pervers». «Früher konnten Bands von ihren Shows und Alben leben. Das wird selbst für namhafte Acts zunehmend schwierig.»

 

Die nächste Ausgabe des Festivals findet am 22. und 23. März 2024 statt. Weitere Informationen unter: www.m4music.ch

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