Musikermedizin in Österreich

Das 18. Symposium der SMM ermöglicht unter anderem eine Begegnung mit unserer österreichischen Schwestergesellschaft. Sie zeichnet sich durch hohe Interdisziplinarität aus.

SMM — Am diesjährigen Symposium dürfen wir neben dem Genfer Musikpsychologie-Pionier Klaus Scherer den Salzburger Schmerzspezialisten Günther Bernatzky als Keynote-Sprecher begrüssen. Er ist Mitglied des Präsidiums der ÖGfMM (Österreichische Gesellschaft für Musik und Medizin). Die Gesellschaft ist jünger als die SMM, sie wurde 2009 gegründet. In unserem östlichen Nachbarn ist das Fach der Musikermedizin aber bereits seit den 1970er-Jahren in reiche interdisziplinäre Aktivitäten eingebettet. Initiiert worden sind diese 1969 von Herbert von Karajan. Der Dirigent entstammte einer Salzburger Arztfamilie und regte früh Arbeiten zur Musikpsychologie, zur Musikphysiologie und der Musiktherapie an.

Interdisziplinarität zeichnet die österreichische Musikwirkungs- und Folgenforschung seither aus. 1973 begann der Physiker Juan G. Roederer in Ossiach im Bundesland Kärnten, Seminare zur Wechselwirkung von Gehirn und Musik zu veranstalten und im Jahr 2001 wurde an der Universität Mozarteum Salzburg das Forschungsnetz Mensch und Musik ins Leben gerufen. Viel zum Dialog der Fachgebiete beigetragen hat im Mozartjahr 2006 auch die von der International Music and Art Research Association Austria (I.M.A.R.A.A) ins Leben gerufene Konferenzreihe «Mozart & Science», die Musiksychologie, Neuromusikologie, Musiktherapie, Musikermedizin und zahlreiche weitere Disziplinen zusammenbrachte. 2004 wurde in Graz vom Musikpsychologen Richard Parncutt zudem die Konferenzreihe «Conference on Interdisciplinary Musicology» (CIM) begründet, die mittlerweile weltweite Resonanz gefunden hat.

Auch die ÖGfMM blickt über die Ränder der einzelnen Disziplinen hinaus. Sie fördert explizit die «interdisziplinäre Zusammenarbeit derer, die an der Ausbildung und Berufsbegleitung von Musikern beteiligt sind, wie Instrumental- und Gesangspädagogen, Arbeitswissenschafter, Naturwissenschafter, Instrumentenhersteller, Ärzte, Zahnärzte, Physiotherapeuten und verwandte Bereiche des gehobenen medizinisch-technischen Fachdienstes, Sport- und Musikwissenschafter, Musikpsychologen, Alexander-Lehrer, Feldenkrais-Pädagogen, Musiktherapeuten, Ergotherapeuten und Vermittler anderer ähnlicher Therapieformen».

Brückenbauer aus Salzburg

Auch Günther Benatzky forscht und lehrt ausgeprochen interdisziplinär. Er ist Spezialist für Schmerzphysiologie und -therapie bei verschiedenen Erkrankungen (Migräne, Nierenkolik, Rückenschmerz, Tumorschmerz und andere), hat die Wirkung von Musik und Gesang bei verschiedenen Krankheiten untersucht (Schmerz, Parkinson, Demenz, Depression, Alter), aber auch ihre Wirkung auf Tiere. Er hat überdies mitgeholfen, benutzerfreundliche Musikwiedergabegeräte für alte Menschen zu entwickeln, und er unterrichtet Musikermedizin am Mozarteum Salzburg. Wir freuen uns sehr, ihn in der Schweiz begrüssen zu dürfen.

Körperorientierte Arbeit in der Musik

Das 18.Symposium der SMM steht unter dem Motto «Ein Ziel – viele Wege», Körperorientierte Ansätze in der Musik. Die Keynotes von Günther Bernatzky und Klaus Scherer begleiten dabei Einblicke in die Körperarbeit und ihre unterschiedlichen Methoden. Das Angebot an Köpertherapien in der Musik ist beinahe unüberblickbar. Es kann deshalb schwierig sein, herauszufinden, welche Methode für Hilfesuchende die Passendste sein könnte. Das Symposium bietet die einzigartige Gelegenheit, zahlreiche Formen der Körperarbeit im musikalischen Alltag in Form von Kurzreferaten und Präsentationen sowie im persönlichen Gespräch an einer Tischmesse kennenzulernen. Mehr dazu findet sich in dieser Musikzeitung auch auf der Seite 39 des SMPV.

Das 18. Symposium der SMM findet am 23. Oktober im Stapferhaus Lenzburg statt. Details und ein Anmeldeformular finden sich unter:

> www.musik-medizin.ch/aktuelles-symposium

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