Septett Es-Dur

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf sein Septett in Es-Dur für Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Man sagt, der Narr sitze gerne zwischen den Stühlen. Er fällt aus dem System, fühlt sich keinen Normen verpflichtet, schaut dem Volk aufs Maul und hält den Spiegel hoch, auf dass bei wachem Sinn seine Spässe ins Grübeln führen. So ist es auch mit Beethovens Septett Es-Dur op. 20. Er schuf damit ein Werk, an dessen kurzweiligem Esprit sich schon seine Zeitgenossen delektierten. Freilich zum Ärger des Komponisten, der beim Leipziger Verlag Hoffmeister & Kühnel auf ein rasches Erscheinen drängte: «Mein Septett schikt ein wenig geschwinder in die Welt – weil der Pöbel drauf harrt.» (8. April 1802) Populär erschien vielen der Ton, mehr aber noch war der Klang des gemischten Ensembles im Jahre 1800 nicht nur neu, sondern gänzlich neuartig. Die Besetzung entspricht weder einem Streichquartett noch einer Bläserharmonie, sie reicht aber auch nicht an das kleine Orchester einer Sinfonie heran. Karl Reinhold Köstlich sah noch 1857 in seinen Ausführungen zur Musik (als dritter Teil in Friedrich Theodor Vischers Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen) gerade hierin den besonderen Reiz und die Herausforderung für jeden Tonschöpfer: «Der gemischte Satz etwa eines Septetts ist eine weniger scharf bestimmte Form, deren Erfüllung mit einem vollkommen zutreffenden Inhalt schwerer zu finden, Sache des Glücks und Takts des Componisten ist.» (Sp. 1056)

Die Anlage des Werkes mit insgesamt sechs Sätzen rückt es zudem in die Nähe der Serenade. Und tatsächlich findet sich vor allem im Menuett, den Variationen und dem Scherzo ein betont heiterer, gefälliger Tonfall – dem allerdings zu Beginn des Kopfsatzes eine fast sinfonisch anmutende Introduktion vorausgeht; die Einleitung des Finales gleicht gar einem Trauermarsch. Dass auch die technisch anspruchsvollen Partien (insbesondere der Bläser) offenbar der Verbreitung des Werkes nicht im Wege standen, kann noch heute überraschen. Beethoven selbst betonte jedenfalls seinem Verlag gegenüber, die Besetzung sei «tutti obligati (ich kann gar nichts unobligates schreiben, weil ich schon mit einem obligaten accompagnement auf die Welt gekommen bin)». Damit traf er den Kern und den Geist jeder gemischten Besetzung. Sein Septett avancierte denn auch rasch zum Muster. Als nur wenige Jahre später der kunstsinnige Tuchhändler Johann Tost bei Louis Spohr ein Nonett (op. 31) in Auftrag gab, war dies bereits mit der Forderung verbunden, es möge «jedes der Instrumente seinem Charakter und Wesen gemäß hervortreten».


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