Sinfonie Nr. 9

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf seine Sinfonie Nr. 9 in d-Moll.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Es gibt wohl kaum mehr als ein Dutzend Kompositionen der klassischen Musik, die im Bewusstsein der Allgemeinheit einen festen Platz gefunden haben. Die Gründe dafür sind höchst unterschiedlich; sie reichen von der vielfachen Verwendung bei offiziellen Anlässen, in Funk, Film und Fernsehen bis hin zu mitunter gar nicht so lokalen Traditionen. Denn Hand aufs Herz: Wer hat zu Silvester oder Neujahr nicht schon eine mehr oder weniger festliche Aufführung von Beethovens Neunter gehört, an deren Ende dann der Gesang alles Sinfonische in den Schatten zu stellen scheint? Wenigstens in diesem erhabenen Moment ist es dann so, als wären – vielen alltäglichen Erfahrungen zum Trotz – alle Menschen wirklich Brüder. Zudem ist diese «Ode to Joy» nie ein schlechter Ersatz gewesen, wenn einmal keine Nationalhymne verfügbar war oder passen wollte (so in Rhodesien, im Kosovo oder auch beim einstigen Einzug gesamtdeutscher Mannschaften bei Olympischen Spielen). In all diesen Fällen wurden Friedrich Schillers visionäre Verse allerdings nicht gesungen, vielleicht noch nicht einmal mehr mitgedacht. Gleiches gilt wohl (leider) auch für die offizielle Verwendung als Europahymne (seit 1985) – wortfrei arrangiert durch Herbert von Karajan in den Versionen für Klavier, Blasorchester oder Orchester.

An Arrangements fehlte es schon im 19. Jahrhundert nicht. Die Gretchenfrage lautete bereits damals, wie man es denn mit dem Text und den Gesangsstimmen hält. Bei Franz Liszt etwa wurde die virtuose Transkription für Klavier zu zwei Händen (1853) im Finale zum Klavierauszug. Gegen eine solche Darstellung hatte schon Jahre zuvor Carl Czerny anlässlich einer von ihm selbst anzufertigenden Bearbeitung für Klavier zu vier Händen Vorbehalte: Wo hätte man auch die Singstimmen einfügen sollen, da (wie noch heute üblich) den beiden Spielern die jeweils linke bzw. rechte Seite der aufgeschlagenen Ausgabe zugewiesen wird? Und so erschien beim Leipziger Verleger Probst schliesslich ein Klavierband im Querformat, die Singstimmen wurden separat im Hochformat beigelegt. Czerny hatte sich in einem Brief vom 3. September 1828 freilich noch pragmatischer (und wie wir heute wissen: mit geradezu hellseherischen Fähigkeiten) geäussert: «Die Zukunft wird die Größe der Musikalischen Composition schon so zu schätzen wissen, daß sie die Worte darüber vergißt.»


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