Quintett Es-Dur

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Nach Vorstellung und Wunsch des Grafen Waldstein sollte Beethoven in Wien «Mozart’s Geist aus Haydens Händen» empfangen. Den Umständen geschuldet (Mozart war zehn Monate zuvor überraschend verstorben), war damit bereits 1792 die klassische Trias benannt, noch bevor Beethoven überhaupt einen eigenen Stil hatte ausbilden können. Diese bei der Abreise aus Bonn im Privaten auferlegte Verpflichtung sollte jedoch eher dazu führen, dass sich Beethoven alsbald schöpferisch eigenständig mit dem Erbe auseinandersetzte und sich dabei nicht immer vom wohlmeinenden Haydn beirren liess. (Brahms hatte es mit Schumanns an prominenter Stelle gedrucktem Essay Neue Bahnen weitaus schwieriger, die öffentlich aufgebürdete Last von den eigenen Schultern zu wälzen.)

Was Waldstein in den Tagen des Abschieds natürlich nicht wissen konnte und noch heute verblüfft: Seinem im Frühjahr 1796 in Berlin skizzierten Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott Es-Dur op. 16 legte Beethoven ganz konkret ein Werk Mozarts zugrunde – das Klavierquintett KV 452. Mozart selbst hielt es «für das beste was ich noch in meinem Leben geschrieben habe». Nicht nur die für jene Zeit aussergewöhnliche Besetzung und die für Bläser bequeme Tonart Es-Dur ist identisch, sondern auch Satzfolge und Charakter. Mehr noch erweist Beethoven im Andante cantabile seinem Vorbild musikalisch Reverenz: Das Thema spielt, für jeden erkennbar, auf Zerlinas «Batti, batti, o bel Masetto» aus dem Don Giovanni an. Dass aber Beethoven nicht nur bei den Kadenzen seiner Klavierkonzerte ins Fantasieren kam, sondern wohl auch an anderen Stellen sich zu exponieren wusste, zeigt ein von Ferdinand Ries überlieferter Vorfall anlässlich einer Wiener Aufführung des Klavierquintetts: «Im letzten Allegro ist einigemal ein Halt, ehe das Thema wieder anfängt; bei einem derselben fing Beethoven auf einmal an zu phantasiren, nahm das Rondo als Thema, und unterhielt sich und die Andern eine geraume Zeit, was jedoch bei den Begleitenden nicht der Fall war. Diese waren ungehalten und Herr Ramm sogar sehr aufgebracht. Wirklich sah es possirlich aus, wenn diese Herren, die jeden Augenblick erwarteten, dass wieder angefangen werde, die Instrumente unaufhörlich an den Mund setzten, und dann ganz ruhig wieder abnahmen. Endlich war Beethoven befriedigt und fiel wieder in’s Rondo ein. Die ganze Gesellschaft war entzückt.»


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