Sonate für Horn und Klavier

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sonate für Horn und Klavier F-Dur.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Für jeden Hornisten ist diese Sonate auch heute noch eine Herausforderung, ganz gleich, welches Instrument angesetzt wird. So ist der Tonvorrat des Waldhorns rein bautechnisch auf die Naturtonreihe beschränkt, was musikalisch weder eine durchgehende diatonische noch eine chromatische Linie ermöglichte. Vor der späteren Einführung der mechanischen Ventile (von denen Johannes Brahms übrigens kein grosser Freund war) konnte diese Beschränkung nur durch die sogenannte Stopftechnik weitgehend aufgehoben werden – eine Technik, bei der die Hand im Trichter je nach Lage und Form Einfluss auf die Tonhöhe nimmt. Nur wenige herausragende Musiker waren in der Lage, die damit einhergehende charakteristische Veränderung des Klanges (nämlich von strahlend offen zu eng gestopft) hinreichend auszugleichen. Zu diesen zählte der in Böhmen geborene Wenzel Stich (1746–1803), der sich italianisierend auch Giovanni Punto nannte. Er hatte Beethoven zur Mitwirkung in einer Akademie am 18. April 1800 im Hofburgtheater gewinnen können, doch die dafür abgesprochene Komposition wurde erst im allerletzten Moment fertig. In seiner wohl anekdotisch gesteigerten Erinnerung formuliert es Ferdinand Ries so: «Die Composition der meisten Werke, die Beethoven zu einer bestimmten Zeit fertig haben sollte, verschob er fast immer bis zum letzten Augenblick. … Den Tag vor der Aufführung begann Beethoven die Arbeit und beim Concerte war sie fertig.»

Ob aus diesem Grund der mittlere langsame Satz (Poco adagio, quasi andante) nur einen vergleichsweise geringen Umfang aufweist und eher die Funktion einer Einleitung zum abschliessenden Rondo hat? Dass Beethoven mit den klanglichen Möglichkeiten des Horns bewusst gespielt und die Komposition Stich/Punto vermutlich geradezu auf den Leib geschrieben hat, zeigt schon der Beginn des ersten Satzes. Hier eröffnet das Horn mit einem Signal aus der Naturtonreihe. Die Übernahme des engschrittigen gesanglichen Hauptthemas ist aber auf einem ventillosen Instrument ohne Anwendung einer ausgefeilten Stopftechnik nicht denkbar. Für den heutigen Musiker, der meist auf dem technisch ausgeklügelten und klanglich ausgeglichenen Ventilhorn spielt, erwächst daraus die Herausforderung, etwas von dieser ausdrucksstarken, differenzierten Klanglichkeit lebendig zu halten.

 


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