Sinfonie Nr. 7

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sinfonie Nr. 7 in A-Dur.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Von allen musikalischen Parametern steht in Ludwig van Beethovens 7. Sinfonie op. 92 ohne Zweifel der Rhythmus im Vordergrund: Jeder der vier Sätze ist eng an motivartige Bewegungsfiguren gebunden, die dem Werk einen energischen Puls verleihen – vom bisweilen hüpfenden 6/8-Vivace des gewichtigen Kopfsatzes bis hin zum vor Kraft strotzenden, dahinrasenden Finale. Richard Wagner nannte die Komposition daher eine «Apotheose des Tanzes», eine Bezeichnung, mit der er jedoch weniger auf eine mögliche Choreografie hinweisen wollte, als vielmehr den allgemeinen Gestus der Partitur in Worte zu fassen suchte.

Das emotionale Zentrum der Sinfonie bildet indes der an zweiter Stelle stehende, mit Allegretto (etwas rasch) bezeichnete langsame Satz. Mit seinem versunkenen, schreitenden Tonfall markiert er einen tragisch motivierten Trauermarsch, aus dem Beethoven nur in zwei Abschnitten – einem wiederholten Trio ähnlich – in ein lichteres, melodisch von den Klarinetten und Fagotten getragenes A-Dur heraustritt. Ein offen verklingender Akkord der Bläserharmonie rahmt den Satz zu Beginn und am Schluss feierlich ein. Charakterisiert wird der Trauermarsch vor allem durch seinen anhaltenden Grundrhythmus (lang – kurz kurz), motivisch ergänzt um zwei anschliessende lange Noten; er spiegelt sich, dem Versmass entsprechend, auch in dem in Frankreich noch immer geläufigen Beinamen des Werkes als Symphonie dactylique wider. Bei den ersten Aufführungen, nur wenige Monate nach dem mit erheblichen Verlusten errungenen Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig, begegnete das zeitgenössische Publikum der Sinfonie mit offenen Ohren und verstand die im Allegretto zum Ausdruck gebrachte Tragik unmittelbar. Belegt ist diese Affinität für Wien durch einen Bericht in der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung. Die Zuhörer sollen jeweils ein heute im Konzert kaum vorstellbares Dacapo eingefordert haben: «Das Andante ! (A moll) musste jedesmal wiederholt werden und entzückte Kenner und Nichtkenner

Wie sehr der Satz auch heute noch ähnliche Konnotationen hervorzurufen vermag, zeigt seine Verwendung als Filmmusik zu apokalyptischen Szenen – nicht im illustrativen Sinne, sondern als klangliche Realisation innerer Erschütterung. Dies gilt etwa für The King’s Speech (2010). Beethovens Musik wird dort zu jener Rundfunkansprache des britischen Königs Georg VI. eingesetzt, in der dieser – die zahllosen Opfer bereits ahnend – den Eintritt des Landes in den Zweiten Weltkrieg vor seinem Volk rechtfertigt. Weitaus dramatischer findet der nur wenig verkürzte Satz auch in Knowing – Die Zukunft endet jetzt (2009) Verwendung, wenn Nicolas Cage (alias John), kurz bevor die Erde in einem Flammenmeer aufgeht, in sein Auto steigt, eine CD einlegt und sich akustisch abgeschirmt am verzweifelt im Inferno plündernden Pöbel vorbei auf den Weg zu seinen Eltern macht. Nicht in die eigentliche Handlung, dafür grundsätzlicher in das philosophisch-theologische Gedankenspiel ist der Trauermarsch in The Man from Earth (2007) eingebettet – als musikalisch vielsagende Antwort auf die Frage: «Glaubst Du an die Zukunft der Menschheit?»
 


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