Sinfonie Nr. 8

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sinfonie Nr. 8 in F-Dur.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Nachdem Beethoven zwischen 1806 und 1808 die Arbeit an gleich drei Sinfonien abgeschlossen hatte, kam es im Jahre 1812 noch einmal zu einem vergleichbaren Schub sinfonischer Werke und Entwürfe. Ob und in welcher Weise dies mit dem Russland-Feldzug Napoleons in Beziehung steht, der das ganze politische Europa in Atem hielt, kann nicht abschliessend geklärt werden. Dennoch ist auffällig, dass – wie schon bei den nahezu zeitgleich entstandenen Sinfonien Nr. 5 und Nr. 6 – scharf kontrastierende ästhetische wie musikalische Ideen in direkter Nachbarschaft zueinander stehen. Ende Mai notierte Beethoven gar in einem Brief an den Verlag Breitkopf & Härtel, er «schreibe 3 neue sinfonien, wovon eine bereits vollendet», und meinte damit die Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92, die Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93, aber wohl auch die allerersten Skizzen zur späteren Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125.

Öffentlich erklang die 8. Sinfonie erstmals am 27. Februar 1814 im Grossen Redoutensaal, knapp drei Monate nach der spektakulären Uraufführung der 7. Sinfonie, die «Kenner wie Nichtkenner» entzückt hatte und geradezu triumphal gefeiert wurde. Doch anders als das Schwesterwerk machte die Achte – für das gespannte Auditorium gänzlich unerwartet – «kein Furore», wie die Allgemeine musikalische Zeitung notierte. Beethoven kommentierte diese Bemerkung trotzig mit «eben weil sie viel besser ist». So überlieferte es Carl Czerny. Dennoch berichtete Eduard Hanslick (gleichsam Wiens musikalisches Gedächtnis und Gewissen) noch Jahrzehnte später, dass bis etwa 1850 üblicherweise die Pastorale (Nr. 6) gemeint war, wenn man von der F-Dur-Sinfonie sprach – ganz so, als habe Beethoven niemals ein zweites Werk in dieser Tonart geschrieben.

Offensichtlich hatte man schon früh die 8. Sinfonie als ein (zu) leicht gefügtes Gegenstück zur Siebten missverstanden, wobei der metronomisch tickende zweite Satz und das metrisch verschobene, altväterliche Tempo di Menuetto häufig als humoristisch gedeutet wurden; der Kopfsatz und das Finale beeindruckten merkwürdigerweise weniger. Dabei geht es Beethoven in allen Sätzen der Sinfonie nicht so sehr um plakativen musikalischen Humor als vielmehr um ein Spiel mit der Erwartungshaltung des Hörers, der immer wieder auf höchst geistreiche Art in die Irre geleitet oder überrascht wird: mit plötzlichen dynamischen Ausbrüchen, Akzentverlagerungen oder Unregelmässigkeiten bei der Gestaltung der Perioden. Zudem kommt die Sinfonie ohne langsame Einleitung aus. Beethoven springt mit dem ersten Ton sofort in das Allegro vivace e con brio und in den für einen ersten Satz ungewöhnlichen 3/4-Takt …

P.S. Bei dem beliebten, thematisch auf das Allegretto scherzando verweisenden Kanon über den «lieben Mälzel» und sein Metronom (WoO 162) handelt es sich um eine von Anton Schindler untergeschobene Fälschung.
 


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