Sonatine für Mandoline und Klavier

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sonatine für Mandoline und Klavier c-Moll.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

«Deh vieni alla finestra» (Feinsliebchen, komm ans Fenster). Bei diesen Worten aus Mozarts Don Giovanni kommt auf der Opernbühne noch heute die Mandoline ins Spiel und verrät etwas über ihre Herkunft aus der italienischen Volksmusik. Doch nicht erst diese wundervolle Canzonetta hat zu ihrer Verbreitung beigetragen. Vielmehr war die in Quinten gestimmte neapolitanische Mandoline um die Wende zum 19. Jahrhundert in Paris ebenso beliebt wie in Wien oder Prag. Johann Nepomuk Hummel etwa schrieb einige ausgewachsene Kompositionen, 1798 findet sich das Instrument bei Leopold Kozeluch in einer kurios besetzten Sinfonia concertante für Klavier, Mandoline, Trompete, Kontrabass und Orchester. Auch Beethovens Œuvre weisst vier kurze Sätze auf, darunter zwei von ihm so bezeichnete «Sonatinen», hinter denen sich allerdings jeweils nur ein einziger Satz verbirgt.

Diese klanglich wohl am ausgewogensten auf einem Hammerklavier zu begleitenden Petitessen entstanden während Beethovens Aufenthalt in Prag zwischen Februar und April 1796 als Auftrag oder Gefälligkeit für die Gräfin Josephine von Clary-Aldringen. Alle vier Einzelstücke (ein mögliches fünftes ist verschollen) gerieten jedoch ebenso rasch in Vergessenheit wie die Mandoline selbst – wenigstens in der Musik für den Konzertsaal oder Salon. Erst in den 1920er-Jahren gelangte das Instrument hier zu neuer Blüte. Übrigens auch bei Arnold Schönberg, sowohl in der dodekafonen Serenade op. 24 (1920/24) wie auch in der Bearbeitung von Luigi Denzas Funiculi, funicula (1921). Beethovens Stücke erschienen erst zwischen 1880 und 1940 erstmals im Druck.

Dass Beethoven bei dem als «Sonatine» bezeichneten Adagio c-Moll WoO 43a offenbar auf limitierte technische Fertigkeiten Rücksicht zu nehmen hatte, beweist ein Blick in das Autograf. Es wird heute in der British Library verwahrt und ist in das sogenannte Kafka-Skizzenbuch eingeheftet: Wie die durchgestrichenen 16tel-Läufe in der Mandolinen-Stimme zeigen, sollte ursprünglich der A-Teil des Stückes nicht wörtlich wiederholt, sondern anspruchsvoller variiert werden.

Manuskript Seite 87 recto / Seite 87 verso
 


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