Sonate für Klavier Nr. 32

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sonate für Klavier Nr. 32 c-Moll.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Obwohl 1821/22 entstanden und damit noch lange kein «letztes Werk», wird die Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111 von einer geheimnisvollen Aura umweht. So überschrieb schon Adolf Bernhard Marx das entsprechende Kapitel seiner Beethoven-Biografie von 1859 mit «Abschied vom Klavier». Thomas Mann bezog sich in seinem Doktor Faustus darauf, diagnostizierte aber, von Theodor W. Adorno sekundiert und sachlich treffender, einen «Abschied von der Sonate» im doppelten Sinne – nämlich bei Beethoven selbst, aber auch hinsichtlich der Gattung, die sich schon nicht mehr so recht am Markt durchsetzen konnte. 1839 notierte Robert Schumann mit betrübtem Blick auf die Klaviersonate: «Das Publikum kauft schwer, der Verleger druckt schwer, und die Komponisten halten allerhand, vielleicht auch innere Gründe ab, dergleichen Altmodisches zu schreiben.»

Die Sachlage ist freilich (wie so oft) komplizierter, zumal für Beethoven dieser Weg des «Abschieds» ein längerer und keineswegs gerader war. Beispielsweise entstand das letzte Klavierkonzert (op. 73) schon 1810, das letzte Klaviertrio (op. 97) im darauffolgenden Jahr. Andererseits wurden die Diabelli-Variationen (op. 120) erst nach der Sonate op. 111 abgeschlossen, ebenso wie die mitunter recht experimentellen Bagatellen op. 126. Was also ist von Charakterisierungen zu halten, die die Sonate als «Testament» sehen, als «tiefsinnige Sphärenmusik», als «letzte Vergeistlichung, Auflösung im All» oder als ein «Präludium des Verstummens»? Konkret auf Beethoven oder auf eine zeitgenössische Quelle lassen sie sich nicht beziehen. Sie bieten jedoch die Möglichkeit, die eigene Empfindung der Musik in Worte zu fassen, mehr über die musikalische Sprache und den Ausdruck zu verraten, als es eine rein technisch-analytische Beschreibung vermag.

Tatsächlich beziehen sich die poetisch geformten Deutungen weniger auf den ersten Satz mit seinem wahrlich stürmischen, auch polyfon ausgearbeiteten Hauptgedanken. Vielmehr zielen sie auf den zweiten (und letzten) Satz – eine Arietta mit Variationen, in denen nicht bloss koloriert wird, sondern das Material vielfach in reinen Klang transzendiert.


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