Ouvertüre «Die Weihe des Hauses»

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Ouvertüre «Die Weihe des Hauses».

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Nicht erst seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert werden Theater, Philharmonien, Konzert- und Opernhäuser neu oder auch nur umgebaut. Als das alte Josefstädter Theater in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu klein geworden war, wurde es gar abgerissen und bis 1822 durch einen bis heute bestehenden, in der Zwischenzeit nochmals erweiterten Neubau ersetzt. Für die feierliche Einweihung am 3. Oktober 1822 schuf Carl Meisl (1773–1853) ein im Titel des späteren Drucks als «Gelegenheitsstück» bezeichnetes Schauspiel, zu dem Beethoven einzelne Nummern aus seiner Musik zu Die Ruinen von Athen op. 113 (1811) übernahm und auf Wunsch des Theaterdirektors Karl Friedrich Hensler (1759–1825) eine neue Ouvertüre hinzufügte. Der ersten Vorstellung stand er auch am Pult vor – ob er sie wirklich leitete, muss nach einem Bericht der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung allerdings offen blieben: «Der Meister dirigirte selbst; da man jedoch seinen leider noch immer geschwächten Gehörswerkzeugen nicht sicher vertrauen kann, so war ihm im Rücken Hr. Kapellmeister Franz Joseph Gläser 1798–1861 postirt, um dem gleichfalls neuorganisirten Orchester des Autors Willensmeynung erst recht eigentlich zu verdollmetschen, welches doppelte, nicht selten ganz verschiedene, Taktiren sich in der That recht sonderbar gestaltete. Dennoch ging Alles so ziemlich glücklich von statten.»

Auch zur Eröffnung des Königstädter Theaters in Berlin wurde die Ouvertüre am 4. August 1824 aufgeführt; Carl Wilhelm Henning hatte während eines Besuches in Wien eine Abschrift von Beethoven erworben. Die sich hörbar mit Händel musikalisch auseinandersetzende Komposition scheint noch immer wie gemacht für derartige Anlässe. Allerdings muss es ein Missverständnis gegeben haben: Während Beethoven von einer Aufführung ausging, glaubte Henning, das Werk als Ganzes erworben zu haben – und veröffentlichte Ende 1824 einen Klavierauszug zu vier Händen. Beethoven reagierte verärgert und machte auf einem Exemplar seinem Unmut Luft, indem er ihn als «verstümmelt» bezeichnete. Als man in Berlin der ergangenen Aufforderung nicht nachkam, den Verkauf dieser Ausgabe zu stoppen, gingen Beethoven und sein Originalverlag in die Offensive mit einer «Warnung» überschriebenen und mehrfach publizierten Richtigstellung: «Ich halte es für meine Pflicht, das musikal. Publikum vor einem gänzlich verfehlten, von der Originalpartitur abweichenden Clavierauszuge meiner letzten Ouverture, zu 4 Händen, welche unter dem Titel: Festouverture von L. v. B. bey Trautwein in Berlin herausgekommen ist, zu warnen, um so mehr, da die Clavierauszüge zu 2 und 4 Händen, von Herrn Carl Czerny verfasst, und der Partitur völlig getreu, nächstens in der einzig rechtmässigen Auflage bey B. Schotts Söhne, Grossherzogl. Hofmusikhandlung in Mainz, erscheinen werden.» – Ein noch heute bemerkenswerter Vorgang, der auch auf die ausserordentliche Qualität der Komposition verweist. Bei so viel öffentlichem, werbewirksamem Streit erwarteten die Verlage offenbar einen stattlichen Gewinn durch den Verkauf.
 


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