Melodien im Wandel

In der bisher umfassendsten Studie zur kulturellen Überlieferung von Musik hat ein internationales Team untersucht, wie sich Melodien im Laufe der Zeit durch den Einfluss sozialer, kultureller und kognitiver Faktoren verändern.

Bild: Igor Dudas/depositphotos.com

Das Team führte Gesangsexperimente mit rund 1800 Versuchspersonen aus Indien und Nordamerika durch. Um die Entwicklung von Musik durch mündliche Überlieferung zu simulieren, sollten sie insgesamt mehr als 3400 Melodien singend von einer Person zur nächsten weitergeben – ähnlich wie bei dem Kinderspiel «Stille Post». Mit der Zeit unterliefen den Singenden Fehler, so dass sich die Musik immer mehr in Richtung ansprechender und leicht zu erlernender Melodien entwickelte.

Die mündliche Überlieferung hat laut der Studie tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung der Musik. Unter anderem zeigen sich diese in der Entstehung verschiedener musikalischer Strukturen. Einige dieser Strukturen waren kulturübergreifend zu beobachten, wie etwa kleine Tonhöhenintervalle oder bogenförmige melodische Konturen – Melodien, die in der Tonhöhe erst ansteigen und dann wieder abfallen.

Die Studie zeigte jedoch auch eindeutige kulturelle Unterschiede: So orientierten sich Teilnehmende aus Nordamerika bei der Weitergabe der Melodien eher an kulturellen Konventionen westlicher Musik, wogegen in Indien gängige indische Skalen bevorzugt wurden. An der Studie beteiligt waren Teams des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main, der University of Oxford und der University of Cambridge.

Mehr Infos:
Melodien im Wandel – Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik

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