Sprache formt die taktile Wahrnehmung, Musik nicht
Laut einem Forschungsteam der Freien Universität Berlin können sprachliche Reize die taktile Wahrnehmung verbessern, Musik hingegen nicht.

In dem Experiment lernten Teilnehmende, feine Berührungsmuster ähnlich der Blindenschriftpunkten der Brailleschrift bestimmten Lautsequenzen zuzuordnen. Eine Gruppe von Mustern wurde mit sprachähnlichen Pseudowörtern assoziiert (beispielweise «fromp» oder «schpepf»), die andere mit musikalischen Tonfolgen. Nach mehreren Trainingseinheiten zeigte sich: Nur jene Berührungsmuster, die mit sprachähnlichen Lauten verbunden waren, konnte anschliessend besser allein durch Tasten unterschieden werden. Dies wird als klarer Hinweis darauf verstanden, dass sprachliche Signale die Sinneswahrnehmung direkt formen.
Das Forschungsteam sieht darin einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der engen Verknüpfung von Sprache, Kognition und Sensorik. Die Erkenntnisse verdeutlichten, wie Sprache Wahrnehmung formt und Menschen dabei hilft, feinere Unterschiede zu erkennen, als sie sonst möglich wären. Die Studie Language – but not music – shapes tactile perception wurde in Kooperation mit dem Exzellenzcluster «Science of Intelligence» durchgeführt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Originalartikel: https://doi.org/10.1017/langcog.2025.10006
