Empörung über Vorwürfe gegenüber Dutilleux

Der Bürgermeister des 4. Pariser Arrondissements weigert sich, eine Ehrenplakette am Haus des langjährigen Wohnsitzes des Komponisten Dutilleux zu bewilligen. Die Begründung hat in Fachkreisen Bestürzung und Unverständnis ausgelöst.

Foto: Milan Wagner / Schott Promotion

Der Bürgermeister Christophe Girard und die Stadträtin Karen Taieb wollen die Erinnerungsplakette verhindern, weil sie dem 2013 verstorbenen Henri Dutilleux Kollaboration mit den Nazis vorwerfen. Als Grund geben sie an, der Tonschöpfer habe die Musik zu einem angeblichen Propagandafilm verfasst, dem Dokumentarfilm «Forces sur le stade» von 1942, der im Sinne des Vichy-Regimes den Nutzen des Sports propagierte.

Henri Dutilleux war während der Besatzungszeit in Paris als Lehrer und Musiker tätig und leitete ab 1942 den Chor der Pariser Oper. Ab 1945 war er Leiter der Musikabteilung von Radio France. Zu seinen Freunden zählten unter anderem Mstislav Rostropovich und Isaac Stern.

In einer Onlinepetition wehren sich prominente französische Musiker gegen die in ihren Augen haltlose Unterstellung. Sie werfen Girard und Taieb historische Inkompetenz vor und betonen, dass Dutilleux während der Pariser Besetzungszeit aktiv am Widerstand gegen die Nationalsozialisten und ihre französischen Kollaborateure beteiligt war.

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