Wagners Wohnungen

Wagner-Orte in Zürich, Luzern, Tribschen und Venedig vorgestellt im Bild und in hochstehenden Aufsätzen.

Nach dem grossformatigen Buch Wandrer heisst mich die Welt – Auf Richard Wagners Spuren durch Europa folgt nun der ebenso aufwendig gestaltete Band über Wagners Wohnungen: neun allein in Zürich (1849–1858), zwei Hotels in Luzern (1850 und 1859), das Landhaus in Tribschen (1866–1872) sowie Hotels und ein Palazzo in Venedig, in dem er 1883 gestorben ist. «Prachtgemäuer» waren es wohl nur in Luzern und Venedig; die Wohnungen in Zürich waren eher bescheiden zu nennen. Es ist denn auch oft von Ausstattungsproblemen die Rede, welche Wagners Schuldenwirtschaft verstärkten und dem «Pumpgenie» – ein Ausdruck von Thomas Mann – alle Ehre machten.

Dennoch ist der luxuriöse Band mit grossen Bildern und attraktiven Beiträgen verschiedener Autoren und Autorinnen eine Fundgrube an Dokumenten und Faksimiles; selbst aus dem «Wagner-Clan» haben Nike Wagner und Dagny Beidler informative Texte zum Thema «Wagner und die Schweiz» beigesteuert. Dass etliche Illustrationen in beiden Büchern verwendet wurden, ist unerheblich angesichts der Fülle an Informationen über Wagners privates Leben und Wirken: eine sympathische Form von Schlüsselloch-Perspektive, welche die Psyche dieses «Jahrhundert-Genies» beleuchten und die vorherige Publikation wirkungsvoll ergänzen kann. Die neueste Forschung ist auch in «kleinen Dingen» berücksichtigt: Dokumente zur «Verlassenschaft des Richard Wagner» und zum «Leichenbegängnis» sowie Meinungen zum ärztlichen Befund und Mutmassungen zur «Affäre Pringle» sind hier wohl erstmals ausserhalb der wissenschaftlichen Literatur publiziert.

Image

Prachtgemäuer – Wagner-Orte in Zürich, Luzern, Tribschen und Venedig, hg. von Christian Bührle, Markus Kiesel und Joachim Mildner, 288 S., 500 Abb., € 58.00, ConBrio, Regensburg 2020, ISBN 978-3-940768-89-6

Foto oben: 2011pnm / wikimedia commons CC BY 3.0

Das könnte Sie auch interessieren