Solosonate des jungen Schneeberger

Meilensteine der Sololiteratur für Geige und eine Neuentdeckung bietet der junge Dmitry Smirnov, indem er sich Schneebergers Spielmaximen zu Herzen nimmt.

Dmitry Smirnov. Foto: Daniil Rabovsky,Hansheinz Schneeberger

Diese CD erzählt von einer einzigartigen Begegnung zweier Geiger: von Dmitry Smirnov einerseits, der 1994 in Sankt Petersburg zur Welt kam und unlängst am ARD-Wettbewerb in München zweiter Preisträger wurde, vom eminenten Schweizer Meistergeiger Hansheinz Schneeberger (1926–2019) andererseits, der sein Leben lang komponierte, wovon nur wenige Freunde wussten. Kurz vor Schneebergers Tod studierte Smirnov Solosonaten von Béla Bartók und Sándor Veress mit ihm ein; er half später auch, den kompositorischen Nachlass Schneebergers zu sichten. Ein einzigartiger Fund war die Sonate für Solo-Violine des zur Zeit der Niederschrift 16-jährigen Geiger-Komponisten, zu dessen Mentoren Walter Kägi (ihm ist die Sonate auch gewidmet, s. unten) und Willy Burkhard zählten. In unbändiger Spiellust und rastloser Bewegung kostet das viertelstündige Werk zahllose geigerische Raffinessen aus. Smirnov interpretiert es in dieser Ersteinspielung kongenial, in nachschöpferischem Geiste – er hat Schneebergers Musizieren, vor allem seine Kunst der Bogenführung, in kürzester Zeit verinnerlicht.

Dazu enthält diese CD zwei Meilensteine der Solo-Violinliteratur, die Dmitry Smirnov unerschrocken anpackt. Der kühne Zuschnitt der späten Sonate von Béla Bartók (Sz 117) liegt dem jungen Interpreten sehr. Gewiss gelingen ihm die koboldhaften, grotesken Elemente und die halsbrecherischen Sprünge dieser Komposition besser als die lyrischen Stellen. Seine Ausdeutungen der Mikrotonalität und der Zeitmasse, die Bartók nicht schlüssig definiert hat, klingen hingegen glaubwürdig. In Johann Sebastian Bachs 2. Partita in d-Moll (BWV 1004) überwiegt in Smirnovs Spiel der tänzerische Duktus, was Hansheinz Schneeberger bekanntlich ein Herzensanliegen war. Die Entscheidung, die einzelnen Sätze quasi attacca zu spielen, und die sehr frischen Tempi der Courante und der Chaconne mögen wohl nicht allen Zuhörenden behagen; sie nehmen Smirnovs Interpretation aber nicht ihre grosse Überzeugungskraft.
 

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Sonate für Solo-Violine, 1. Satz (Ausschnitt)
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Sonate für Solo-Violine, 2. Satz (Ausschnitt)
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Sonate für Solo-Violine, 3. Satz (Ausschnitt 1)
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