Eine ferne, innige Welt

Mit Ernest Blochs «Schelomo» und Henri Dutilleux’ «Tout un monde lointain» sind auf dieser «Hommage à Armin Jordan» bisher unveröffentlichte Aufnahmen zu hören.

Armin Jordan. Foto: Jacques Sarrat (Erato),Ernest Bloch,Henri Dutilleux

Armin Jordan (1932–2006) war nach Ernest Ansermet, dem legendären Gründer des Orchestre de la Suisse Romande, die zweite grosse Künstlerpersönlichkeit, die diesen Klangkörper der welschen Schweiz nachhaltig prägte. Nun, fünfzehn Jahre nach seinem Tod, erscheint eine Hommage-CD mit einer Aufnahme, die Jordan mit dem Cellisten François Guye noch machen konnte, die aber nicht veröffentlicht wurde.

Jordan war zwar gebürtiger Luzerner, doch das Frankofone lag ihm im Blut. Er war ein leidenschaftlich glühender Musiker und alles andere als ein Despot. Seinen Orchestermusikern begegnete er vielmehr auf Augenhöhe, er bestand darauf, dass ihn alle duzten, er war ihnen ein väterlicher Freund. Und er liebte das Musiktheater, die Oper. So war ihm auch das Theater Basel, dem er als Musikdirektor der Oper fast zwanzig Jahre lang (bis 1989) angehörte, eine musikalische Heimat.

Das Orchestre de la Suisse Romande übernahm Jordan 1985 von Horst Stein und blieb ihm zwölf Jahre treu. Mit zahlreichen Tourneen, etwa nach Japan, Belgien, Grossbritannien oder Südkorea, festigte er den internationalen Ruf des Klangkörpers, den er mit vielen Plattenaufnahmen auch dokumentierte. Es war nicht zuletzt der spezifische Klang des OSR, der sich von anderen Orchestern unterschied und grosse Labels aufhorchen liess. Jordans Aufnahmen erschienen hauptsächlich bei Erato. Der warme, innige Klang prägt auch die Hommage-CD, die mit Ernest Blochs Schelomo-Rhapsodie (1916) und Henri Dutilleux’ Tout un monde lointain (1967–70) spezielle Werke vereint. Erschienen ist diese nun aber bei Cascavelle.

Man muss nicht lange reinhören, bis man Jordans dramaturgische Kraft, seine plastische Darstellungskunst erkennt. Der Rhapsodie von Bloch kommt sie besonders zugute, erzählt diese doch das Drama vom sterbenden Schelomo, der die Prunksucht seiner Herrschaft bitter bereut. Auch der fabelhafte Cellist François Guye vermag den Schelomo mit innig erregter Kantilene darzustellen.

Wie schon Ernest Ansermet pflegte Jordan besonders die schweizerisch-französische Schule mit Arthur Honegger, Othmar Schoeck und Frank Martin; daneben stand die Musik von Igor Strawinsky, Maurice Ravel und Claude Debussy regelmässig auf den Programmen des OSR. In dieses Umfeld passt Dutilleux‘ Tout un monde lointain für Violoncello und Orchester ausgezeichnet. Die Aufnahme ist luzide und kammermusikalisch fein austariert. Dabei entfalten Solist und Orchester einen lyrischen Dialog, der die moderne Farbgebung des Werks magisch zum Leuchten bringt. Treffender könnte eine Hommage à Armin Jordan nicht ausfallen.

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Schelomo, Beginn
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Schelomo, Ausschnitt
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Tout un monde lointain, Ausschnitt

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