Webern im Austausch mit seinem Verleger

Über 34 Jahre geht die Korrespondenz mit der Universal-Edition. Die Publikation enthält auch Briefe von Wilhelmine Webern.

«Ich hoffe, dass die Lieder kurz genug sind.» So heisst es am 23. Juli 1914, als Anton Webern nach Aufforderung der Universal-Edition drei seiner Kompositionen für ein später unter dem Titel Das moderne Lied (1915) erschienenes Album einsandte. Von den nicht näher bezeichneten Werken wurde jedoch keins gedruckt; die eigentliche Verlagsbeziehung beginnt erst im Sommer 1920, als die Verträge für die Opera 1, 2, 3 und 6 geschlossen werden. Damit gewinnt auch der Briefwechsel an Fahrt, von dem sich insgesamt 264 Schriftstücke aus den Jahren 1911 bis 1945 erhalten haben; hinzu kommen noch einige von Webern stammende, knackig formulierte Gutachten fremder Werke («stellenweise völlig unmöglich, kindisch. Instrumentation indiskutabel») und 41 Briefe mit Wilhelmine Webern, die das Konvolut ergänzen. Wie jeder Verlagsbriefwechsel jener Jahre offenbart auch dieser viel über die Geschäftsbeziehungen und die Drucklegung der Kompositionen, über (geplante) Aufführungen und die Werkrezeption insgesamt – wertvolle Vervollständigungen hin zu einem Gesamtbild. Vor allem gibt der Briefwechsel Hinweise auf teilweise überraschende Konstellationen und persönliche Einschätzungen: So habe Hindemith, der mit dem Amar-Quartett 1922 die Stücke op. 5 in Salzburg spielte, in den Worten Weberns «mir sehr lieb u. interessiert darüber geschrieben». (Leider ist dieses Schreiben heute verschollen.)

Mit der Herausgabe solch umfangreicher Briefwechsel sind immer Herausforderungen verbunden. Zum einen geht es um die Dokumente selbst, um die korrekte und unmissverständliche Übertragung des Wortlauts (auch der stenografischen Verlagskommentare), um die Frage nach der diplomatischen Darstellung des Textes. Dann aber auch um die Erschliessungstiefe in den Kommentaren, mit denen vielfach erst einzelne Aussagen verständlich werden. In allen Aspekten geht die vorliegende Edition, die in der Reihe der Beihefte zur Webern-Gesamtausgabe erschienen ist, einen methodisch pragmatischen Weg, bei dem Orthografie und Absätze gewahrt bleiben und im Layout so erfreuliche Übersichtlichkeit herrscht, dass sich selbst die Quellenbeschreibungen und textkritischen Anmerkungen leicht mitlesen lassen.

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Anton Webern – Briefwechsel mit der Universal-Edition, hg. von Julia Bungardt, 368 S., € 58-00, Musikzeit Verlag Lafite, Wien 2020, ISBN 978-3-85151-102-4

Foto oben: Wikimedia commons

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