Hochvirtuose Bearbeitung

Für diese Version von Camille Saint-Saëns’ «Carnaval des Animaux» braucht es eine gross dimensionierte Orgel und gewiefte Interpretinnen und Interpreten.

Auch wenn Camille Saint-Saëns die Verbreitung seines Carnaval des Animaux zu Lebzeiten vermeiden wollte: Heute gehört die «Grande Fantaisie Zoologique» zweifellos zu seinen meistgespielten Werken und hat sich einen festen Platz gerade in Familien- und Kinderkonzerten erobert. Zum 100. Todesjahr des Komponisten legt die aus Südkorea gebürtige und in Frankreich tätige Konzertorganistin Shin-Young Lee eine Transkription für Orgel solo vor, die einen neuen Blick auf den Carnaval erlaubt. Der Zyklus ist in mindestens zwei weiteren kompletten Orgel-Bearbeitungen im Handel erhältlich, neben zahlreichen Arrangements des Schwans, unter anderem in der historischen Transkription von Félix Alexandre Guilmant.

Lees Einrichtung (die sie auch in einer stimmungsvollen Youtube-Aufnahme interpretiert) steht der Transkriptions-Ästhetik von Jean Guillou relativ nahe, richtet sich also in ihrem mehrheitlich hochvirtuosen Anspruch (Pedaltriller, Doppelpedal in Sätzen wie dem Aquarium oder der Volière) an souveräne Spielerinnen und Spieler. Die Bearbeiterin geht zudem (leider ohne Angabe von Alternativen) von einem modernen Instrument mit einem Manualumfang von 61 Tasten und einem Pedal aus, das bis g‘ reicht (z. B. für den Schwan), und auch die vorgeschlagenen, farbigen Registrierungen suggerieren eine üppig disponierte Orgel. Ohne hier auf die schwierige Frage einzugehen, in welchem Rahmen solche Arrangements ihren Platz finden können: Bei entsprechender Spieltechnik und auf einem passenden Instrument wird der Carnaval in dieser Fassung seine Wirkung nicht verfehlen!

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Camille Saint-Saëns: Le Carnaval des Animaux, Orgelbearbeitung von Shin-Young Lee, ED 23492, € 16.00, Schott, Mainz

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